Lana Del Rey – Norman Fucking Rockwell!

Sonntag, September 22, 2019 Parklife 3 Kommentare


Da ich nun schon von verschiedener Seite gefragt wurde, wo denn mein Beitrag zum neuen Lana Del Rey-Album bleibt, will ich nun endlich doch mal aus der Reserve kommen und die Neugier befriedigen. ;-) Langjährige Leser meines Blogs wissen, dass Lana seit Jahren meine absolute Lieblingskünstlerin ist, so dass eine Neuveröffentlichung von ihr für mich auch immer ein (potentielles) Highlight eines Musikjahrs bedeutet.

«Norman Fucking Rockwell!» ist ihr inzwischen bereis siebter Longplayer (yup, ich zähle «Paradise» und ihr Indie-Debüt «Lana Del Ray aka Lizzy Grant» natürlich mit) in zehn Jahren, womit sie eine bemerkenswerte Produktivität an den Tag legt. Und bis dato gefielen mir alle ihre Alben extrem gut, wobei sie es von Anfang an geschafft hat, ihren ganz eigenen Stil zu kultivieren, und dennoch jedes Album anders klingen zu lassen als die davor. Soviel vorweg: Das ist auch bei NFR so.

Erstmals hat sie mit dem Produzenten Jack Antonoff zusammengearbeitet (der u.a. auch Alben von St. Vincent, Lorde und, gulp, Taylor Swift produziert hat), was mich, als ich es zum ersten Mal las, befürchten ließ, dass Lana vielleicht in eine sehr poppige Richtung gehen würde. Aber ihre bereits im letzten Jahr ausgekoppelten ersten beiden Singles «Mariners Apartment Complex» und das grandiose 10-minütige Psychedelik-Monster «Venice Bitch» ließen mich aufatmen – eher schien sich ihr Sound noch weiter weg von Pop-Pfaden zu bewegen als in den vergangenen Jahren meist ohnehin schon.

Anfang 2019 erschien dann der dritte Song mit dem sperrigen Titel «hope is a dangereous thing for a woman like me to have – but i have it», der mich ob seine rextremen Reduziertheit nicht so wirklich begeisterte. Kurz darauf kam dann Lanas Cover des Sublime-Klassikers «Doin’ time» (als Teil einer Doku über die Band), das mich ebenfalls nicht vom Hocker haute. Und vor einigen Wochen dann ihr Doppelvideo «Fuck It I Love You» und «The Greatest», welches bei mir wiederum keine Euphorie auslöste; ich fand es eher reichlich unspektakulär (wenngleich der Clip natürlich schön anzuschauen ist).



Zu dem Zeitpunkt hatte ich schon Angst bekommen vor dem Album – wenn ich bereits eine Hälfte kenne, die mich überwiegend so lauwarm zurückließ, was sollte das dann noch werden... Sollte Lana mich tatsächlich erstmals enttäuschen?

Um den Veröffentlichungstermin herum kamen dann auch die ersten Musikrezensionen raus – und diese feierten das Album in geradezu hymnischen Tönen ab (etwas, was damals nach dem „Hitalbum“ «Born To Die» kaum vorstellbar schien). Selbst Pitchfork, die Lana zu Beginn ihrer Karriere keineswegs wohlgesonnen waren, haben nun doch endlich das Licht gesehen. ;-) Hier mal eine kleine Auswahl der Kritiken:

Pitchfork (9.4/10 – höchste Bewertung seit 6 Jahren; sechstbeste Albumbewertung dieses Jahrzehnts) – https://pitchfork.com/reviews/albums/lana-del-rey-norman-fucking-rockwell/
On her elegant and complex fifth album, Lana Del Rey sings exquisitely of freedom and transformation and the wreckage of being alive. It establishes her as one of America’s greatest living songwriters.

NME
(5/5) – https://www.nme.com/reviews/album/lana-del-rey-norman-fucking-rockwell-review:
Lana Del Rey's fifth album, 'Norman Fucking Rockwell!' contains multitudes. The way she balances and embodies them on this well-rounded record is nothing short of stunning

Rolling Stone (9.5/10) – https://www.rollingstone.com/music/music-album-reviews/lana-del-reys-norman-fucking-rockwell-878534/
Lana Del Rey has always been a pop classicist at heart — but she’s finally made her pop classic. The long-awaited Norman Fucking Rockwell is even more massive and majestic than everyone hoped it would be. Lana turns her fifth and finest album into a tour of sordid American dreams, going deep cover in all our nation’s most twisted fantasies of glamour and danger. No other songwriter around does such an expert job of building up elaborate romantic fantasies, and then burning them to the ground.

Stereogum https://www.stereogum.com/2056565/lana-del-rey-norman-fucking-rockwell-review/franchises/premature-evaluation/:
It’s a beautiful opus for a new dark age — a fond look back at the world we just wrecked. Lana Del Rey always knew how fucked we are. And if we’re just catching up now, that’s our fault, not hers.

Consequence of Sound (91/100) – https://consequenceofsound.net/2019/09/album-review-lana-del-rey-norman-rockwell/:
Norman Fucking Rockwell! proves (again) Del Rey as a fully-realized artist who has remained true to her obsessions — aesthetic, cultural, and personal — outlasting the misogynist criticisms that could have derailed her early career. Del Rey delivers a gaze that swivels internally and externally, that can simultaneously observe our national existential dread and her own sudden hope for a “Hallmark” love.

Slant Magazine (4/5) – https://www.rollingstone.com/music/music-album-reviews/lana-del-reys-norman-fucking-rockwell-878534/:
Distilled to their barest elements, the songs on this album reveal themselves not to be hollow vessels for vapid self-absorption, but frank assessments of the psychic effects of a world spiraling into chaos. Del Rey has long cemented her status as a cult icon in the vein of a Tori Amos or Fiona Apple, whose influence on the title track is unmistakable, and she inspires the kind of fanaticism that often leaves her detractors perplexed.
Und so weiter und so fort; auch bei Plattentests.de war es Album der Woche. Ein bisschen tragisch, dass manche Kritiker erst jetzt die Scheuklappen abgelegt haben und nicht schon bei ihren ganzen (m.E. noch besseren) Alben davor. Aber was Kritiker schreiben und was man selbst bei Musik empfindet sind ja in der Regel zwei sehr unterschiedliche Paar Schuhe. Und so war ich nach den ersten Durchläufen von NFR nicht übermäßig euphorisiert. Ja, unter den Songs, die mir vorher noch nicht bekannt waren, fanden sich dann doch noch einige echte Hits, vor allem die grandiosen «California», «Bartender» und «The Next Best American Record», aber unterm Strich fand ich es doch zunächst (für Lana-Verhältnisse) nicht überragend.

Und so dauerte es knapp drei Wochen und vier Durchgänge, bis ich dann jetzt doch überzeugt bin. Es ist Lanas Album mit dem schönsten Flow, ein „Album-Album“ und definitiv Musik, für die man in der richtigen Stimmung sein muss. Dann aber belohnt es einen mit einem Füllhorn an tollen Melodien, interessanten, süffisanten, aber auch sehr persönlichen Texten und einer gewohnt unterschwelligen Melancholie. Selbst die Vorab-Songs, die mich vorher nicht überzeugen konnten, blühen im Kontext des Albums geradezu auf, vor allem «Fuck it...».

Lana selbst sagte in einem Interview, dass sie mit NFR soundmäßig ein reduziert instrumentiertes 60er/70er Folk-Feeling anpeilte, was sicherlich etwas ist, mit dem ich nur partiell gut klar komme, da Lanas Stärken für mich vor allem dann zu Tage treten, wenn sie opulente und düstere Klänge zelebriert. Somit ist NFR Lanas vermutlich intimstes Werk, bei dem auch ihre Stimme sehr ungefiltert und direkt zum Hörer spricht, eine Scheibe mit zeitloser Eleganz, aber nicht mein Lieblingsalbum von ihr.

Ach so, die nächste Scheibe ist laut ihrer Aussage bereits in Arbeit und soll 2020 erscheinen... Ich bin gespannt, wohin die Reise diesmal geht.

3 Kommentare:

  1. Ich find das Album auch richtig klasse! (wie immer eigentlich bei Lana)

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  2. Und welches ist dein persönliches Lieblingsalbum von lana?

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  3. Also das ist bei mir ein knappes Rennen zwischen Paradise und Honeymoon. Paradise enthält mit Ride, Cola und Gods & Monsters meine 3 Lieblings-Lanasongs, von daher steht es bei mir dann auch als Album auf Platz 1. Born To Die ist hingegen peu à peu abgerutscht, da es mir heutzutage, im Vergleich zu allem, was sie danach veröffentlicht hat, etwas zu durchproduziert klingt.

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