Der große Coast Is Clear-Jahresrückblick 2014, Teil 2
Weiter geht's im launigen Rückblick auf das, was 2014 musikalisch so an Bemerkenswertem gebracht hat bzw. wie das Musikjahr bei mir aussah. Nämlich, wenn man sich die meistgehörten Künstler anschaut, wenig überraschenderweise so:01. Lana Del Rey (854 Mal gehört)
02. Marina & the Diamonds (249)
03. Slowdive (150)
04. Andreas Dorau (147)
05. Haley Bonar (106)
06. Thayer Sarrano (88)
07. Sea Wolf (87)
08. Sandra (68)
09. IO Echo (63)
10. Kim Wilde (60)
10. Carter The Unstoppable Sex Machine (60)
12. Indochine (59)
12. Fear of Men (59)
14. Nicole Sabouné (58)
15. Solander (57)
16. The New Pornographers (56)
16. The Primitives (56)
18. Pegase (55)
19. Bear in Heaven (54)
19. Trümmer (54)
Da kann ich dann auch gleich mal die kleine, aber feine Konzerthighlightliste hinterher schieben – dass ich Slowdive live erleben durfte, hätte ich Anfang des Jahres noch nicht für möglich gehalten...
1. Slowdive (Hoxton Square Bar & Kitchen, London)
2. Carter USM (Brixton Academy, London)
3. Slowdive (Village Underground, London)
4. My Sad Captains (The Shacklewell Arms, London)
5. Makthaverskan (MS Hedi, Hamburg)
6. Cosmetics / Mode Moderne (Astra Stube, Hamburg)
Mit meiner traditionellen Album-Top-20 hatte ich dieses Jahr echte Probleme. Wie immer habe ich auch diesmal wieder das ganze Jahr über alle Alben, die mir gefallen, rausgeschrieben und mir diese jetzt noch mal in Ruhe angehört. Und ein Kandidat nach dem anderen fiel hinten über, es wurden weniger und weniger, und am Ende standen nur noch 16 Alben da (von über 250, die ich 2014 gehört habe), die es eigentlich verdient gehabt hätten, in die Top 20 aufgenommen zu werden. Sowas gab es noch nie. Das heißt, diesmal werde ich nach Platz 20 nichts mehr durchsortieren, da es sich irgendwie nicht lohnt.
01. Lana Del Rey – Ultraviolence
Als ich die ersten beiden Singles des neuen Lana-Abums hörte, «West coast» und «Shades of cool», verfluchte ich den Tag, an dem LDR Dan Auerbach von den Black Keys kennengelernt hat, denn dieser hat das Album produziert und mit für den deutlich unpoppigeren Grundsound gesorgt, der mich zunächst ziemlich abtörnte. Vieles wurde quasi live eingespielt, nur mit Band, der Gesang ist direkter, ungefiltert, und das Pompöse und Verspielte früherer Songs fehlt hier weitgehend. Aber nach und nach entwickelte «Ultraviolence» doch eine ganz besondere Faszination, und so gefiel mir mit jedem Hören ein Song mehr, bis ich inzwischen fast alle Lieder mag. Unfröhlich kommt es daher, das UV-Universum, die Lieder sind überwiegend langsam, von schleppendem Rhythmus, manchmal sogar mit jazzigen Untertönen – und trotzdem toll und suchterzeugend. Warum allerdings das absolute Highlight, «Flipside», lediglich ein Bonustrack auf einigen französischen, japanischen und US-amerikanischen Ausgaben der CD ist, wird mir für immer ein Rätsel bleiben müssen.
02. Andreas Dorau – Aus der Bibliotheque
Huch, Andreas Dorau auf Platz 2, wer hätte das für möglich gehalten? Tatsächlich ist das Album aber sehr erfrischend und extrem unterhaltsam. Auch hier gewinnt die Musik durch den Einsatz einer Band (statt, wie bei Dorau üblich, vor allem auf Samples zu basieren), und so reiht sich ein Gassenhauer an den nächsten. Vor allem «Flaschenpfand», von der Süddeutschen zu Recht zum Ohrwurm des Jahres erklärt, zeigt, wie scheinbar mühelos Dorau flockige Melodien aus dem Ärmel schüttelt, womit er seinen Ruf als deutscher Brian Wilson eindrucksvoll untermauert. Textlich geht es nach wie vor verschroben, aber nicht ganz so lustig zu wie gewohnt.
03. Haley Bonar – Last War
Von dieser amerikanischen Sängerin hatte ich bis vor wenigen Monaten noch nie etwas gehört. Früher war sie im Alternative Country-/Folk-Bereich unterwegs, doch auf ihrem neuen Album werden die Verzerrer auf vollen Anschlag gedreht und so fast schon Shoegaze-Gitarrenwände erzeugt. Dabei aber immer mit einem guten Gespür für Melodien und durchaus interessante Texte: „I wish I could date my former self / She'd be a fun girlfriend“. Ganz klar meine Entdeckung des Jahres!
04. Dum Dum Girls – Too true
10 Songs, 10 kleine Hits – so soll es sein! Die Dum Dum Girls haben auf ihrem neuen Werk die Gitarren etwas runtergefahren und mehr Pop integriert, zum Teil sogar düstere Waveklänge, und das tut ihnen hörbar gut. Es sticht zwar kein Track richtig heraus, aber das macht in diesem Falle nichts.
05. Tyburn Saints – With The Night In Our Eyes
Darüber, ob ich dieses Mini-Album der amerikanischen Waveband in meine Liste nehmen darf, kann man sicher vortrefflich streiten, denn mit 6 Songs ist es fast schon eine EP. Aber was soll's! :-) Wie bei den DDG ist hier jeder Song ein Treffer, und wer die Chameleons oder Echo & the Bunnymen mag, kann sich über den wunderbar nostalgischen Sound freuen.
06. Contre Jour – Abîme
Noch so ein Werk, das nur mit ein wenig Augenzudrücken als „neu“ durchgehen kann, denn es enthält ausschließlich ältere Songs der französischen Band, die allerdings noch nie vorher veröffentlicht wurden. Gerade die Lieder, die in ihrer frühen Phase entstanden, atmen noch den düsteren 80er-Sound, der es mir so angetan hat.
07. Teleman – Breakfast
Langsam, ganz langsam hat sich dieses Album der britischen Band in meine Charts geschlichen – die Musik ist unspektakulär, aber hochmelodisch, und man könnte das fast als modernen BritPop bezeichnen.
08. My Sad Captains – Best of Times
Eine weitere britische Band, die mit feinen Melodien zu überzeugen weiß. Wie sich schon in ihren Amazing Sessions aus dem letzten Jahr andeutete, haben die MSC ein wenig die Krautrockrhythmik für sich entdeckt, was man besonders live hören konnte. Ganz konnten sie diesen hypnotischen Sound nicht aufs Album herüber retten, aber mit Liedern wie «All times into one» kann man bei mir natürlich unbedingt punkten.
09. Seasurfer – Dive in
Noch ein weiteres deutsches Album in meinen Charts – dass man hierzulande dem Shoegaze frönt, ist nich gerade häufig, um so mehr freut es mich, dass es nach Malory nun eine weitere Band dieses Genres gibt, die sich eher an Slowdive denn an MBV orientiert. Auffällig ist auch die distinguierte Stimme der Sängerin, die genreuntypisch nicht nur haucht, sondern kräftig, leicht angedüstert singt.
10. Pegase – Pegase
Das zweite Album des Nebenprojekts des Sängers der französischen Band Minitel Rose – angenehme Elektropopmusik mit unüberhörbaren 80er Referenzen.
11. Poppy Ackroyd – Feathers
Ungewohnte Klänge in meiner Liste - Poppy Ackroyds zweites Album ist wieder rein instrumental, zeitgenössische Klassik, mit Piano und Violine, wobei sie diesmal, passend zum Titel «Feathers» auch mit Vogel- und Naturaufnahmen experimentiert, die bei einigen Liedern das Klangspektrum erweitern. Besondere Erwähnung verdient hier die Gestaltung der CD, die für mich die schickste des Jahres ist.
12. Desperate Journalist – Desperate Journalist
Auf das Debütalbum der Londoner Band wartete ich ja durchaus mit einer gewissen Spannung, waren die ersten Singles doch ausgesprochen vielversprechend. Kreiselnde Gitarren, zügige Rhythmen und eine Früh-90er-Indieatmosphäre sind die klaren Pluspunkte des Albums, das das Niveau allerdings nicht durchgängig halten kann (sonst wäre ein Top 10-Platz drin gewesen). Auf CD & LP erscheint das Werk übrigens erst im Januar.
13. Bear In Heaven – Time Is Over One Day Old
14. The Luxembourg Signal – The Luxembourg Signal
15. Nicole Sabouné – Must exist
16. The Primitives – Spin-o-rama
17. The Capsules – The Long Goodbye
18. Delay Trees – Readymade
19. The Twilight Sad – Nobody wants to be here and nobody wants to leave
20. Gravenhurst – Offerings: Lost Songs 2000–2004
Weitere (relativ) gute Alben, unsortiert:
The War on Drugs – Lost in the dream
Fear of Men – Loom
The Foreign Resort – New Frontiers
Alvvays – Alvvays
Lowtide – Lowtide
You Walk Through Walls – You Walk Through Walls
Sébastian Schuller – Heat Wave
The New Pornographers – Brill Bruisers
Angus & Julia Stone – Angus & Julia Stone
Inspiral Carpets – Inspiral Carpets
ABAY – Blank sheets
Haerts – Haerts
Home Video – Here in Weightless Fall
The Zebras – Siesta
Solander – Monochromatic Memories
Farewell Dear Ghost – We Colour The Night
In The Valley Below – The Belt
Va’adat Charigrim – The World Is Well Lost
Monica Richards – Kindred
Musée Mécanique – From Shores of Sleep
So, und nun mal gucken, was 2015 so alles bringen wird. Ich wünsche allen Lesern einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Abgesehen von Dorau und Lana haben wir dieses Jahr anscheinend in komplett unterschiedlichen Albumwelten verbracht. Von deinen Platten sagt mir gerade mal ein Viertel etwas. Werde mal nach den Feiertagen noch ein bisschen stöbern... Dir auch einen guten Rutsch!
AntwortenLöschenJuly Talk ist auch super: http://www.universal-music.de/july-talk/diskografie/detail/product:218729/july-talk
AntwortenLöschenGruß