Peters gnadenloser CD-Check - Placebo, Arctic Monkeys, Belle & Sebastian, Tomte, The Sounds

Freitag, Februar 17, 2006 Parklife 1 Kommentare

Das Jahr ist inzwischen einige Wochen alt und hat uns bereits ein paar bemerkenswerte (oder zumindest vielbeachtete) neue Alben beschert bzw. wird uns diese in Kürze bescheren. Also eine gute Gelegenheit, schon mal eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen.

Placebo - Meds
Durch einen glücklichen Zufall durfte ich neulich schon mal vorab ein Ohr auf die im März erscheinende neue Placebo-CD "Meds" werfen. Seit mittlerweile auch fast schon 10 Jahren sind Placebo immer wieder für ausgesprochen coole, eingängige Gitarrenmusik gut, und obwohl es auf ihren Alben auch diverse Durststrecken zu überstehen gilt (besonders die Balladen der Band sagen mir nicht so zu), ging ich doch mit einiger Vorfreude an diese CD heran. Wenn man das erste, sehr kratzige (aber nicht schlechte) Stück überstanden hat, kommen gleich ein paar Hits - die erste Single "Song to say goodbye" oder auch das erstaunlich bratzige Duett mit R.E.M.-Mastermind Michael Stipe. Anschließend geht der Schwung dann leider etwas verloren - die Songs werden recht austauschbar und klingen, wie Placebo halt immer klingen. Kurz bevor ich dann bei "Pierrot the clown" einschlafe, nimmt die CD gegen Ende wieder richtig Fahrt auf: Der Titeltrack "Meds" (mit der Sängerin von The Kills), aber auch "Infra-Red" (das ebenfalls perfekt aufs neue Indochine-Album passen würde) heben meine Laune und damit den Gesamteindruck wieder. Also unterm Strich ein solides, gutes Werk, aber kein Meilenstein.
Highlights: "Infra-Red", "Song to say goodbye", "Meds", "Broken Promise"; Wertung: 6,5/10 (nach zweimaligem Durchhören; das kann also noch besser werden)

Arctic Monkeys - Whatever people say... usw.
Tja. Bekanntermaßen mag ich den gehypten Retrorock nicht, der seit einer Weile aus England in die Welt geröchelt wird. Aber da die A.Monkeys so dermaßen erfolgreich sind (und das, obwohl sie von einem Indielabel vertrieben werden!) und es doch so manch erhitzte Diskussion über die Güte dieser Band gibt, habe ich mich jetzt tatsächlich gezwungen, mir mal die ganze Scheibe anzuhören. Mein Erstkontakt mit deren Musik bestand natürlich aus der Single "I bet you look good on the dancefloor" - die mochte ich schon nicht sonderlich, lediglich der okaye Refrain rettet das Lied vor der totalen Belanglosigkeit. Nun ja. Die zweite Single, neulich bei MTV gesehen - "When the Sun goes down" - gähn! Nervenfetzende Gitarre, konsequenter Verzicht auf Melodie... was soll denn das?! Das Rest-Album liefert mir nun leider auch keine Argumente dafür, die Arctic Monkeys besser zu finden. Ehrlich gesagt fällt mir kaum etwas Positives ein, das ich über dieses Album sagen kann (außer, dass es angenehm kurz ist ;-)... Vielleicht die Tatsache, dass die Lieder teilweise immerhin lustige Titel wie "Perhaps vampires is a bit strong but..." haben. Und dass "Mardy Bum" durchaus melodische Ansätze aufweist. "I bet you look good o.t.d." bleibt das beste Lied darauf, dem ich aber mit viel Wohlwollen höchstens eine 3– geben würde. Also ab in die Rundablage (die beliebte "Ablage P") damit...
Highlights (perhaps Highlights is a bit strong but... ;-): "I bet you look good on the dancefloor", "Mardy bum" (das sind die einzigen beiden Songs der CD, die ich nicht von meiner Festplatte löschen werde); Wertung: 1/10

Tomte - Buchstaben über der Stadt
Lange haben uns Thees Uhlmann und seine Jungs ja warten lassen, doch nun ist es endlich da, das neue Tomte-Album. Ich nahm nicht an, dass es das grandiose "Hinter all diesen Fenstern" noch würde toppen können, und leider sollte ich damit recht behalten. Nennenswerte musikalische Entwicklungen sind hier nicht wirklich zu erkennen, doch das muss ja auch nicht sein. Nur dummerweise sind Tomte diesmal bei einigen Songs doch die Ideen ausgegangen - "Geigen bei Wonderful World" finde ich z.B. unerträglich kitschig. Insgesamt ist das Album ruhiger als der Vorgänger (kommt vielleicht durch das Alter? ;-), enthält aber schon eine Reihe toller Songs, für die man die Band einfach mögen muss. Mein persönlicher Favorit, gleich vom ersten Anhören an, ist ja "Norden der Welt" mit einem süperben hymnischen Refrain. Auch die neue Single "Ich sang die ganze Zeit von dir" ist super und geht flott nach vorne weg, und mit "New York" liefern Tomte ein episches Kleinod ab. Wenn dann da halt nicht die mauen Durchschnittssongs wären, die den positiven Eindruck wieder eintrüben.
Highlights: "Norden der Welt", "Ich sang die ganze Zeit von dir", "Sie lachen zurecht und wir lachen auch"; Wertung: 6/10

Belle & Sebastian - The Life Pursuit
Belle & Sebastian gehörten bis vor einiger Zeit zu meinen absoluten Über-Lieblingsbands, und ihre ersten drei Alben finde ich einfach überragend. Danach ging es für meine Ohren etwas bergab, von daher waren meine Erwartungen in bezug auf das neue Alben der Schotten eher gedämpft. Drei Songs, die ich vorab daraus mitbekam, waren durchwachsen - "Another sunny day" swingt und poppt fast wie früher, "Sukie in the graveyard" und die aktuelle Single "Funny little frog" plätscherten mir etwas zu sehr und zu glattgebügelt dahin. Aber vielleicht klingen die Lieder ja im Gesamtzusammenhang (noch) besser? Also nichts wie reingehört ins Album! Es fängt schön an - "Act of the apostle" klingt angenehm traurig und spricht mich irgendwie an. "Another sunny day" ist eh großartig. Aber dann - hmmmm... "White collar boy" ist auch prima und unterhaltsam, aber schon etwas zu durlastig. Das wird mir alles zu fröhlich, da fehlt mir doch oft die sanfte Melancholie und Schwermut früherer Tage. Eigentlich sind die meisten Songs auf der CD wirklich nett und hübsch zu hören, aber sie packen mich oft einfach nicht mehr so, wie ihre alten Sachen. "The Blues are still blue" lässt vage an T-Rex denken... Mit "We are the sleepyheads" gibt es in der Mitte der CD einen echten Höhepunkt - trotz (oder wegen?) gewisser Discoanklänge hat der Song sehr viel Potenzial -, der leider vom absoluten Tiefpunkt "Song for sunshine" gefolgt wird (wie eklig 70's soul-funkig klingt das denn?!?). Fazit: Die erste Hälfte der CD ist also schon ziemlich gut, aber dann verließen sie sie...
Highlights: "Another sunny day", "We are the sleepyheads", "White collar boy", "Act of the apostle"; Wertung: 5,5-6/10

The Sounds - Dying to say this to you
Noch ein von mir mit großem Interesse (und einer gewissen Furcht - würden die Schweden das sehr hohe Niveau des Debütalbums halten können?) erwarteter Longplayer. Leider ließ mich die erste Single - "Song with a mission" - schon mal etwas ernüchtert zurück, denn hier fehlte weitgehend die Art poppiger Melodie, die die Lieder der Sounds bisher auszeichneten. Statt dessen recht dröges, ermüdendes Pseudogerocke. Das Album erweist sich als wahre Achterbahnfahrt - auf ein schwaches, langweiliges Stück, folgt dann wieder ein schön fetziges mit eindeutigerer Hinwendung zur Melodie. So bleibt am Ende die knapp positive Bilanz: 6 gute, 5 schwache Songs, und die meisten guten sind deutlich dünnbrüstiger als die guten auf dem Debütalbum. Das dritte Album der Sounds wird dann, so fürchte ich, ganz den Bach runtergehen. Schade.
Highlights: "Painted by number" (das hätte perfekt auch auf "Living in America" gepasst) und "Queen of Apology". Wertung: 5,5/10


Fazit: keines der Alben wird es vermutlich am Jahresende in meine Top 10 schaffen (am ehesten noch Placebo und Tomte). Aber es stehen schon neue Kandidaten bereit: die neue Scheibe von Delaware (das, was ich bisher daraus kenne, klingt sehr geil!) und evtl. CDs von Pilate, The Offering und The Monday Photo (hoffentlich). Mal schaun. Auf Wiederhören!

1 Kommentar:

  1. Es sei den Monkeys der Erfolg ja gegönnt, für mich ist das nur eine weitere Kopie der ganzen Franz Ferdinand-Klone (die mir auch schon nicht gefallen).
    Placebo finde ich dagegen sehr groß - keine 10/10, aber so langsam gewöhne ich mich sehr an die Pladde!

    T.

    PS: schließe dem letzten Beitrag in diesem Thread an (lustig zu lesen isses auch noch):
    http://www.beehave.de/forum/viewtopic.php?t=814

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