Der große Coast Is Clear-Jahresrückblick 2025 – Teil 1: Die Songs

 

Schwuppsdiwupps, schon wieder ist ein Jahr vorüber, kaum dass man einmal geblinzelt hat – und wie es sich geziemt, ist das Jahresende nicht offiziell komplett und gilt als nicht vollzogen, bevor ich nicht meinen traditionellen Musikrückblick auf meinem Blog veröffentlicht habe. Diesem Druck der Straße will ich mich natürlich auch 2025 gerne beugen und Euch deshalb wieder an meinen wie immer höchst subjektiven Gedanken teilhaben lassen.

Ich wiederhole in gewisser Weise das, was ich schon die letzten beiden Jahre schrieb, denn ich habe auch in 2025 unglaublich viel neue Musik kennengelernt – vermutlich mehr als jemals zuvor innerhalb von nur 12 Monaten. Seitdem sich mein Fokus auf die japanische Musikszene verlegt hat und ich dort vollends eingetaucht bin, habe ich ja den Spaß an neuer Musik wiedergefunden und war fast jeden Tag aufs Neue verblüfft, wieviele tolle und interessante Bands es in Japan gibt, und wie es möglich ist, dass ich andauernd noch neue Acts dazu entdeckte. Es war diesmal sogar so viel, dass ich teilweise den Überblick verloren habe, weswegen ich mich auch etwas mit den Songcharts schwer getan habe, denn ich weiß, dass die gleich folgende Auflistung zig Hits ausgelassen hat, die einfach hinten über gefallen sind, weil am nächsten Tag schon wieder der nächste Knaller um die Ecke kam. Luxus-Probleme von Musik-Nerds. :-) 

Wie üblich war last.fm auch diesmal mein getreuer und zuverlässiger Gefährte, der meinen musikalischen Weg stets protokollierte – und so fange ich wie immer mit meinen meistgehörten Bands an:

(#4 ist Sheena Ringo, #6 Ima Mulasaki, #9 Hararusaruhi, #16 Rosu, #18 Raisan, #19 suisoh)

Bemerkenswert: zum ersten Mal seit 2011 ist Lana Del Rey nicht unter meinen Top 20, was natürlich schon ein ziemlicher Schnitt ist. Und zum ersten Mal seit 2019 ist BABYMETAL ebenfalls nicht in den Top-Regionen zu finden. Dafür ist ihr «Song 3» mit Slaughter To Prevail für mich die beschissenste Single 2025. Zu BM komme ich bei den Alben aber noch mal gesondert... 

Die meistgehörten Songs findet Ihr ebenfalls auf last.fm (HIER). Auch hier eine klare Dominanz japanischer Lieder, die für mich einfach interessanter, abechslungsreicher, überraschender geworden sind als die Art von Indiemusik, die ich früher gehört habe. Drei Metal-Songs an der Spitze ist auch ein Novum – vor allem, da das meistgehörte Lied, HANABIE. «Spicy Queen», wirklich (für meine Verhältnisse) brachial hart und mit jeder Menge Schreien ist. Trotzdem, bzw. deswegen, geil (zumal das Lied auch seine augenzwinkernden Momente hat). :-) 

Die Häufigkeit des Hörens spiegelt natürlich auch immer mein Wohlwollen gegenüber einem Lied wider, deshalb sind meine Jahrescharts nicht so furchtbar weit weg von der last.fm-Liste. Es fehlen aber sicherlich einige hundert Titel, die noch hineingehört hätten – um nichts zu verpassen, empfehle ich, meinen beiden Spotify-Playlisten zu abonnieren: einmal die allgemeine CIC, die vor allem westliche Tracks beinhaltet, und dann meine Japan-only, die alleine in diesem Jahr um unglaubliche ca. 1.060 Songs gewachsen ist! 

Dies sind also die in meinen Augen und insbesondere Ohren die besten Lieder des Jahres 2025:

01. Ave Mujica «KiLLKiSS (live)»


02. chilldspot «die or feel»


03. HANABIE. «Spicy Queen»


04. NEK! «rip-off»


05. Brandy Senki «僕のスウィーティー (My Sweetie) (live)»


06. Hararusaruhi «回向 -echo-» 


07. Haku «それしか言えない (That's all I can say)»


08. Rubens «Tsukinami-chan»


09. Ado «Egorock (long ver.)»


10. samayuzame «no aid(ea)»


11. Suichu Spica «MATHRHYTHM»


12. 礼賛 (Raisan) «ウラメシヤ (Urameshia)» 


13. TAMIW «Deep'n'Shallow»


14. Ima Mulasaki «That Classmate»


15. Ai Higuchi «エイジング (Aging)»


16. NEK! «zero-sum»


17. ano «絶絶絶絶対聖域 (live)»


18. RAISE A SUILEN «Howling Ambition (live)» 


19. ファントムシータ (Phantom Siita) «そっくりさん (Sokkuri-san/Doppelgänger)»


20. Noa «1000日間 (1000 days)»


21. Suzanne Vega «Last train from Mariupol»


22. Faulieu. «aiwazurai» 


23. Genie High «あの夏が癖になっていく (That summer is becoming a habit)»


24. Pulp «Got To Have Love»


25. PompadollS «悪食»


26. BAND-MAID «Ready to Rock»


27. Ima Mulasaki «femme fatale A»


28. Tocotronic «Ein Rockstar stirbt zum zweiten Mal»


AiNA THE END «On the way (live Tiny Desk Concerts)»
Market Shop Store «Bait»
椎名林檎 (Sheena Ringo) - 実験中 (Experiment in progress)
krage «Vortex» 
The Biscats «Memories»
和久井沙良 (Sara Wakui) «NOCTILUCA»
Love Shop «De Røde Dråber» 
ReiRie – BaD=Doll
Internet Islands «Butterflies Make Me Sick»
AQ «SKUMSCAMSCUM»
止め処なく、渇き (Tomedonaku, kawaki) «charming and separation»
Natsuko Nisshoku «夜刀神 (Yato no kami)»
Sam Sauvage «Les gens qui dansent (j'adore)»
Yosugala «YOSUGAL伝説»
Machida Sandiego «あとでUPDATE”feat.坂口ケンタウロス»
Hélène Sio «Celle que je crois»
Raon «ルシファー (Lucifer)»
Ima Mulasaki «Not Queen»
Moon in June «踊る魔物»
DOGADOGA «消せない!»
Ichiko Aoba «Sonar»
Gong Wah «Hallowed Ground»
Hakubi «もう一つの世界 (Alt ver.)»
Lou-Adriane Cassidy «Journal d'un loup-garou»
Clan Queen «ゲルニカ (Guernica)»
Stereolab «Aerial Troubles»
Ado «十戒 (1984)»
Enfants «Dying Star»
TOGENASHI TOGEARI «Fragile Violet»
Adèle Castillon «Oh non»
ロス (Rosu) «神などおらぬ (There is no God)»
Miki Berenyi Trio «Big I Am»
aisagasu eye shadow «ex;cuse room»
maj\ime «夢遊 (Sleepwalking)»
Japanese Breakfast «Honey Water»
anewhite «氷菓»
澤村光彩 (Sawamura Kirai) «スキャットキャットノイローゼ» 
Aooo «Crazzzy»
The Twilight Sad «Waiting For The Phone Call»
Mola Oddity «Half a Sadday Saving Time»
rillrail «Less loss»
米澤茜 (Akane Yonezawa) «印象操作»
大宮陽和 - 東京Noisy
downy - 日蝕 [Eclipse]
春猿火 (Harusaruhi) – イカサマライフゲイム
Filiah – Sad Girl With A Punchline
uvm.

Das also eine kleine Auswahl meiner Highlights 2025. Wie üblich habe ich auch wieder eine Spotify-Playlist mit meinen Top-Hits des Jahres angelegt (zumindest denen, die es bei Spotify gibt; es fehlen also v.a. die Liveversionen):

Exsonvaldes, The Notwist


Exsonvaldes «Tired of Everything» – wer meinen Blog schon länger verfolgt wird vielleicht mitbekommen haben, dass ich dieses französische Trio in all den Jahren immer wieder hier vorgestellt habe. Ich mag ihre stets angenehm gfließende, etws melancholische Indiegitarrenmusik mit dem sanften Gesang. Auch die neue Single, deren Titel schon sehr passend ist, wenn man sich in der Welt so umschaut, ist wieder ein sehr feiner Track.



The Notwist «X-Ray» – ich habe jetzt nicht nachgeschaut, aber ich glaube, es ist das erste Mal, das sich die deutschen "Indie-Urgesteine" mal bei Coast Is Clear würdige. Denn ihr neuer Song gefällt mir richtig gut, gerade dieses Motorik-Gerüst, das das Lied zusammenhält. Es ist vom nächsten März erscheinenden Album «News from Planet Zombie».

 

ミーマイナー (Me Minor), Sharp Pins


ミーマイナー (Me Minor) «純文学 (Pure literature)» – so "langsam" nähert sich das (Musik-)Jahr ja dem Ende zu, aber in Japan gehen die Uhren etwas anders, da wird 365 Tage im Jahr Neues veröffentlicht, so dass ich kaum mal hinterher komme, die Neuerscheinungen Revue passieren zu lassen. 

Bevor es am Ende untergeht will ich Euch auf jeden Fall die neue Single des Duos Me Minor vorstellen – diese junge Band existiert seit 2024 und gehört zu den unzähligen kleineren Indieacts in Japan, die regelmäßig tolle Musik veröffentlichen. Ihr neuer Song vereint typisch japanische Akkorde mit eingängiger Melodie und wird es vielleicht sogar in meine Jahresendabrechnung schaffen.



Sharp Pins «Popafangout» – über diesen Künstler aus Chicago weiß ich gar nichts weiter, ein Zufallsfund bei YouTube, den ich aber charmant retro finde (erinnert sehr an Guided by Voices). Der Song stammt vom Album «Balloon Balloon Balloon». 

The Twilight Sad, Aooo


The Twilight Sad «Waiting for the phone call» – stolze 6 Jahre ist es her, dass wir zuletzt etwas Neues von den schottischen Düster-Indierockern gehört haben. Wie aus dem Nichts sind sie nun aber wieder zurück, und das mit einer furiosen umd sehr gelungenen Single. Sie klingt etwas weniger gitarrenlastig und der 80er Jahre Synthsound dominiert, was ihrer Musik durchaus gut zu Gesicht steht. Die Atmosphäre ist wie immer erstklassig.



Aooo «Crazzzy» – diese japanische Band hatte ich schon mal im Februrar vorgestellt, aber seitdem haben sie eine ganze Reihe von tollen Singles vorgestellt, deren Gemeinsamkeit neben der Schmissigkeit auch die jeweils verdreifachten Buchstaben im Titel sind. Ich gehe mal davon aus, dass ein neues Album unmittlbar vor der Tür steht.

REIRIE, Strawberry Whiplash


REIRIE «BaD=DoLL» – Ihr seid es ja mittlerweile von mir gewohnt, dass ich immer mal wieder mit etwas um die Ecke komme, das nicht in den Indie-Sound-Bereich fällt. Heute ist es ein japanisches Duo namens REIRIE, bestehend aus Kuromiya Rei (früher bei Brats und Ladybaby) und Kaneko Rie (ebenfalls Ex-Ladybaby). Ihr Stil wird zwar als "J-Pop" bezeichnet, aber wer diesen Sammelbegriff in Japan kennt, wird sich schon denken können, dass Pop nur eins von vielen Stilelementen ist, das hier zum Tragen kommt. Bei der neuen Single, die übrigens von einem aus dem Team BABYMETAL geschrieben wurde, geht es deutlich krachiger und härter zur Sache. Richtig klasse Song!



Strawberry Whiplash «The Vampire Life» – und zur Erholung für alle, die lieber den klassischen Indiegitarrensound mögen, dem ich früher hier im Blog meist gehuldigt habe, ein neuer Song der schottischen Schrammelpop-Legende Stawberry Whiplash, erschienen wie immer auf Matinée Recordings. Auch sehr schön.

Coast Is Clear auf Radio StoneFM am 27.11.2025

Ja huch, schon übermorgen steht der vierte Donnerstag im Monat vor der Tür, somit werde ich am Do., 27.11. um 20 Uhr endlich wieder für eine Stunde im Internetradio auf RadioStoneFM zu hören sein. Wie üblich zuerst nur live, d.h. man muss zeitnah den Player anstellen, um die Sendung hören zu können. 

In meiner neunten Sendung geht es erneut nach Japan, und diesmal widme ich die Sendezeit einer meiner Lieblingskünstlerinnen aus diesem Land, nämlich Ado. Sie ist nach wie vor anonym und trotzdem die erfolgreichste Solo-Sängerin des Landes, und das ohne anbiedernde Luschen-Mucke zu machen, wie man das sonst von westlichen Pop-Stars von Taylor bis Sabrina kennt, sondern mit einer wilden Mischung aus allen Stilen, die sie mit ihrer besonderen Stimme veredelt. Es wird also sehr abwechslungsreich.

Hört doch einfach mal rein. Die nächsten Sendetermine sind:
Do. 27.11.2025 (Ado-Special)
Do. 22.01.2026 (Jahreschart-Special)
Do. 26.02.2026

» Hier kommt Ihr zur Website von Radio StoneFM
(Der Player ist in der rechten Spalte zu finden (Sendezeiten sind generell Dienstag und Donnerstag von 20–23 Uhr))

Im Forum könnt Ihr auch live während der Sendung mitdiskutieren (kostenlose Anmeldung erforderlich).

Meine Sendungen findet Ihr mittlerweile alle zum Nachhören auch auf Mixcloud (meist am Tag nach dem offiziellen Sendetermin aktualisiert, manchmal auch 1, 2 Tage später):

https://www.mixcloud.com/CoastIsClearKiel/

Ladytron, CYNHN


Ladytron «I See Red» – ihre Hochzeit hatte dsa britische Quartett in den 2000er und frühen 2010er Jahren, als sie regelmäßig Hits wie «Destroy everything you touch» oder «International Dateline» auf die Indietanzflächen brachten. Ihr Kraftwerk-/Depeche Mode-inspirierter Elektropop hatte mich auch viele Jahre begeistert. In der letzten Zeit war es ruhig um die Band geworden und nur sporadisch gab es mal Lebenszeichen, die ich aber nicht so überzeugend fand. Die neue Single ist nun wieder typischer Ladytron-Sound – das ist natürlich überhaupt nicht neu und funktioniert eher über die Nostalgie, aber ich finde das Lied sehr gelungen.



CYNHN «もうだいじょうぶ (It's okay now)» – stilistisch und auch von der Komplexität her eine andere Liga ist diese Idol-Gruppe aus Japan. Sie gehören zum sog. "Alternative-/Underground-Idol"-Bereich, in dem musikalisch viel innovativer und mutiger agiert wird als bei den doch sehr seichten (und leider viel erfolgreicheren) Mainstream-Idols. CYNHN gibt es seit 3 Jahren, und ihre neue Single ist ein schönes Beispiel für typisch japanische "J-Pop"-Musik heutiger Zeit. Es passiert eine Menge, was es für mich so spannend macht.

Mary Onettes live in Hamburg! Und Salt Lake Alley auch.

 

Hand aufs Herz – die schwedische Band The Mary Onettes habe nicht nur ich in den letzten Jahren ziemlich aus den Augen und Ohren verloren. Dabei waren sie in den späten 2000ern und frühen 2010er Jahren eine der Speerspitzen der schwedischen Musikszene und eins der Highlights auf dem Labrador Label. Es wurde dann jahrelang ruhig um sie, aber inzwischen machen sie wioeder Musik. Und nicht nur das, sie werden am Donnerstag, 27. November um 19 Uhr zusammen mit den Indierockern Marfa auf der MS Hedi in Hamburg auftreten! Also eine Hafenrundfahrt mit Musikbeschallung, was kann man sich mehr wünschen im Norden? :-) Alle Infos bei Hit The North: Facebook-Page – Tickets



EDIT: Das Konzert ist inzwischen ausverkauft! Wer trotzdem Live-Indiepopmusik in Hamburg sehen will plus einen Tanzabend mit den Hit the North-DJs, dem kann ich am Samstag, 22.11. um 20 Uhr Salt Lake Alley und Crabber im Slot (in der Viktoria Kaserne, Bodenstedtstr. 23) empfehlen. Alle Infos HIER