Upiko, Attic Ocean


Upiko «Crow» – jetzt, wo der Herbst da ist, kann man ja auch mal wieder traurige und melancholische Musik hören, finde ich. Den Auftakt macht die 20jägrige japanische Sängerin Upiko – sie ist Krankenschwester und Straßenmusikerin, hat aber auch einen YouTube-Kanal, auf dem sie Coverversionen, eigene Songs und sogar einige richtig produzierte Singles veröffentlicht. Sie hat mittlerweile fast 170.000 Abonnenten, auch viele außerhalb von Japan, was sicherlich an ihrer großartigen, sehr tiefen Stimme liegt, und ihrer Musik, die etwas von französischem Chanson hat. Ich empfehle, die Untertitel anzustellen, um die tragischen Geschichten, die sie erzählt, zu verstehen.



Attic Ocean «Lillies and Sea» – bleiben wir in Japan, zumindest visuell. Denn die Düsseldorfer Shoegazeband Attic Ocean hat ihren neuen Clip in Tokyo gedreht, und damit sehr schicke, zur Verträumtheit der Musik passende Bilder geliefert.

Kit Sebastian, aiise


Kit Sebastian «Bul Bul Bul» – es ist sehr lange her, dass ich mal eine türkische Band hier im Blog vorgestellt habe (She Past Away war das) – nun hat mir der allmächtige Youtube-Algorithmus dieser Tage aber wieder mal etwas ganz Wunderbares vorgeschlagen, nämlich das Duo Kit Sebastian, das in London, Frankreich und der Türkei lebt und auf Türkisch singt. Der Stil der Musik ist recht 60's Psychedelica-artig, mit Pop-Elementen, und auf ihrem sehr gelungenen, sehr eklektischen neuen Album «New Internationale» sogar eine Menge Jazz und anderes (es erinnert mich in diesem Stilmix ziemlich an japanische Acts). Die aktuelle Single ist klasse, mit einigem Augenzwinkern und poppiger Melodie.



aiise «くらげ» (kurage = Qualle) – wo ich grad Japan erwähnt habe – in den letzten Monaten habe ich so dermaßen viele tolle Musik von dort kennen gelernt, dass ich eigentlich täglich etwas posten müsste, um Schritt zu halten. Heute will ich Euch eine kleine Indieband ans Herz legen, deren Sound etwas von Shoegaze hat, aber etwas krachiger klingt.

Sunday (1994), Adé


Sunday (1994) «Blossom» – als ich das erste Mal einen Song und ein Video von dieser Band aus dem UK (mit kalifornischer Sängerin) gehört habe, fühlte ich mich in die güldenen ersten Lana Del Rey-Tage so um 2011/2012 versetzt. Gerade der Stil der Musikclips mit der Handkamera und den einkopierten Animationselementen erinnerte mich an z.B. «Kinda outta luck» von Lana (während die Typographie ihres Merchs die Smiths wiederbelebt). Das ist aber aus meinem Munde natürlich ein großes Kompliment. :-) Und so hat mich die neue Single des Trios wirklich sehr angesprochen, sie klingt nach dem passenden Abschied vom Sommer und hat eine schmachtige Atmosphäre.



Adé «Forts» – die französische Sängerin, die vor einiger Zeit in Frankreich mit ihrem Debüt für Furore sorgte, ist mit einer tollen Single zurück, die wieder schmissig ins Ohr geht.

Chinesisches Doppel: 四喜丸子 (SIXIWANZI), 鬼否GriffO (Guǐ fǒu GriffO)


四喜丸子 (SIXIWANZI) «魏武獨尊 (Wei Dynasty)» – wer mich und meinen Musikgeschmack aus der Vergangenheit, sagen wir aus den 00ern, kennt, wird sich sicherlich verwundert die Augen reiben, wenn er mich und meine Blogpostings jetzt plötzlich sieht, denn plötzlich mag ich Stile, von denen ich damals dachte, sie seien unhörbar. Dass mit BABYMETAL eine Metal-Band mein Lieblingsact der letzten Jahre ist, wäre noch vor gar nicht so langer Zeit ein Witz gewesen.

Und als ob Japan nicht schon abseitig genug wäre ("abseitig" aus westlicher Sicht), bin ich durch YouTube nun auch noch auf spannende chinesische Bands aufmerksam gemacht worden, von denen ich Euch zwei heute vorstellen will. 

Den Anfang macht eine der meistgehörten Bands bei mir in diesem Jahr, SIXIWANZI – ein noch junges Quartett, das Hardrock/Metal spielt, dabei aber traditionelle chinesische Instrumente & Gesang mit westlichem Rock und poppigen Melodien verbindet. Das alles mit dem auch aus Japan bekannten Abwechslungsreichtum und ordentlich Spielfreude. Macht auch mir sehr viel Spaß! Also wirklich sehr sehr viel.


«蜀漢無雙 (Shu Han Dynasty)» (einer meiner Hits des Jahres – nur leider schon aus 2022; ihre Debütsingle):


«武生» – auch ihre Coverversionen sind klasse:



鬼否GriffO (Guǐ fǒu GriffO) «未连接 (Wèi liánjiē / Nicht verbunden)» – ganz andere Musik macht diese Band, deren Stil man vielleicht als "MathPop" bezeichnen könnte. Also definitiv mit MathRock-Strukturen, aber eben auch elektronischen Melodien. Richtig coole Sache.

ラパンテット (Lapintet), Loveninjas


ラパンテット (Lapintet) «夜に鳴る-yoruninaru-» – es tut ja immer etwas weh, wenn man eine für einen selbst neue Band entdeckt, nur um dann zu erfahren, dass sie sich bereits seit diversen Jahren aufgelöst und nur eine Handvoll Songs hinterlassen hat. So geschehen neulich bei diesem japanischen Quartett, deren Song «Yoruninaru (Rings at night)» einer meiner Hits des Jahres ist. Allerdings stammt er von 2017... Aber so klasse Indierock habe ich lange nicht mehr gehört – wunderbar schmissiger Refrain und knusprige Gitarren. Alle Singles, die ich bisher von denen gehört habe, sind super, leider jedoch existiert die Band seit mind. 4 Jahren nicht mehr, schade. Immerhin kann man die EPs digital noch bei iTunes kaufen.



Loveninjas «Tomorrow» – auch scheinbar weg vom Fenster war diese schwedische Band, die durch das Labrador-Label bekannt wurde und viele Jahre Sendepause hatte. Nun aber sind sie mit einer sehr schicken Indiepop-Single zurück.

Happy Birthday – 19 Jahre Coast Is Clear

 

Kaum zu glauben, aber ich stellte gerade fest, dass ich exakt heute vor 19 Jahren mit meinem Coast Is Clear-Blog angefangen habe. Damals geboren aus meiner aufkeimenden Begeisterung für skandinavische Musik und meinem Drang, die ganzen tollen Bands auch einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren. Den Auftakt machte damals der geniale Song «Special» der dänischen Band Mew (die demnächst ihre Farewell-Tour gibt, schnief...):



Das Lied hat für mich auch heute noch nichts von seinem Glanz verloren, sogar eher noch dazugewonnen, was z.T. daran liegen könnte, dass Mew eben auch damals schon einen etwas komplexeren, versponneneren Sound an den Tag legten – so, wie ich ihn heute immer stärker mag. 

Heutzutage würde ich beispielsweise so ein Lied hier vorstellen – AiNA THE END mit «Lovesick». Ein Chart-Hit aus Japan (und einer meiner Lieblingssongs 2024), geschrieben von TK, dem Sänger der erfolgreichen japanischen Math-Rock-Band Ling Tosite Sigure. Ein Lied von einer wunderbaren Sonderbarkeit, mit manch verschrobener Idee. Also letztlich irgendwie passend zu Mew (nur tanzbarer und aggressiver). Wie ich sehe lässt sich das Video leider nicht abspielbar einbinden, da müsstet Ihr also bei Interesse auf den YouTube-Link klicken (lohnt sich!):



Was meinen Blog angeht, so ist dieser ja durch diverse Höhen und Tiefen gegangen – seit einer ganzen Weile hat meine Motivation bekanntlich auch nachgelassen, und durchaus empfand ich das Bloggen zwischendurch auch als Last. Statt 3–5 Beiträgen pro Woche wie anno 2005 gibt es nur noch maximal einen, und zu dem muss(te) ich mich oftmals noch aufraffen... 

Das liegt in der letzten Zeit auch daran, dass sich mein Musikgeschmack wegbewegt hat vom Indiepop/Twee/Shoegaze des CIC-Beginns hin zur japanischen Musik, die hierzulande aber kaum jemanden interessiert, so dass meine Blog-Euphorie entsprechend weiter gesunken ist, für die verbliebene, aber irgendwie stetig schrumpfende Schar von Lesern noch zu schreiben. 

Ich bemühe mich aber, wenigstens das zwanzigste Jahr für den Blog noch voll zu bekommen (der Reiz der runden Zahl), und sei es nur als Plattform für meine Jahresrückblick-Postings. ;-)

Lola Young, Summer Whales


Lola Young «Flicker Of Light» – richtig schmissige Pop-Songs mit kratziger Attitüde sind ja eigentlich eine britische Spezialität. Ein schönes Beispiel dafür ist Lola Young – die junge Sängerin aus dem UK bietet auf ihrer neuen Single sehr eingängige Melodien und gleichzeitig schraddelige Gitarren und eine extreme Britishness (zumindest für meine Ohren). Ziemlich klasse Musik!



Summer Whales «Crack!» – und dann bleibe ich gleich bei dieser Art Sound und 90er Ästhetik, diesmal aber aus Japan. Die Band hat auch eine wunderbar rock-punkige Nummer am Start.

ブランデー戦記 (Brandy Senki), 宇宙団 (Uchudan)



ブランデー戦記 (Brandy Senki) «悪夢のような (Nightmarish)» – okay, heute gibt es gleich zwei meiner Songs des Jahres im Blog, schon allein, damit sie im zukünftigen Jahrescharts-Posting in ein paar Monaten nicht irgendwie untergehen. Den Auftakt macht die extrem vielversprechende junge japanische Indierock-Band Brandy Senki, die bereits letztes Jahr einen meiner Jahreshits produziert hatte («Kids»). 

Nun sind sie mit ihrer zweiten EP zurück, die wiederum sehr gut ist. Die aktuelle Single war für mich erstmal ein kleiner Schock, da sie in Richtung Citypop geht und insgesamt sehr fluffig und bonbonfarben rüberkommt – und damit deutlich von ihrem sonstigen Sound abweicht. Aber ich war schnell überzeugt, denn die tolle Melodie und die (typisch japanisch) stetig wechselnden Elemente im Lied machen es zu einem echten Knaller.

Zum Vergleich ihre vorige Single, «ストックホルムの箱 (A box of Stockholm)», die völlig anders ist, aber wieder die für die Band so typischen eingängigen Melodien aufweist.



宇宙団 (Uchudan) «銭湯 (Sento (japanisches Badehaus)» – noch viel japanischer klingt diese Band, die ich erst jüngst entdeckt habe, die aber schon seit einigen Jahren aktiv ist. Ihr Sound ist schwer zu beschreiben – mal Indierock, mal Pop, mal so etwas wie in ihrer grandiosen neuen Single. Keine Ahnung, in welche Schublade man das Lied packen sollte, außer "klasse" :-).