Der große Coast Is Clear Jahresrückblick 2021 – Teil 2: Die besten Alben

Mittwoch, Dezember 29, 2021 Parklife 0 Kommentare

Und wie jedes Jahr kommt im zweiten Teil als krönender Abschluss des Musikjahrs 2021 mein Rückblick auf die für mich besten Alben des Jahres. Anders als bei den Songs war 2021 in dieser Hinsicht für mich leider doch recht enttäuschend, es gab wenige richtig gute Scheiben und viel „ganz nett“. 

Die größte Enttäuschung war sicherlich Lana Del Rey, die seit 2012 mit jedem ihrer Alben an der Spitze meiner Charts stand. Nun hat sie sogar zwei neue LPs in einem Jahr herausgebracht, und dies sind in meinen Augen die beiden schwächsten ihrer Karriere (ja, sogar ihr Indie-Debüt «Lana Del Ray a.k.a. Lizzy Grant» mochte ich lieber). Ich hoffe mal, dass das nur ein Ausrutscher war, denn in den letzten Jahren waren es oft ihre Lieder, die die jeweiligen Musikjahre für mich quasi im Alleingang retteten.

Ansonsten gab es natürlich auch eine ganze Reihe von positiven Überraschungen, also Alben, die dann  besser waren als vorher gedacht. Marina natürlich, auch CHVRCHES, aber auch Acts wie Klee oder sogar Halsey wussten erfreuliche Akzente zu setzen (auch wenn diese beiden es nicht in meine Top 20 geschafft haben).

Das Plattencover des Jahres ist für mich das extrem schicke von der isländischen Darkwave-Band Kælan Mikla, auch wenn die Musik mich nicht gleichermaßen begeistern konnte:


Wohlan denn, dies sind dann also die besten Alben 2021, according to me, myself and I :-):

01. MARINA – Ancient Dreams in a Modern Land
Ich will ganz ehrlich sein – nach dem für mich doch recht enttäuschenden, glattpolierten «Love + Fear»-Album von Marina (& the Diamonds) hatte ich irgendwie nur sehr niedrige Erwartungen, was «Ancient Dreams». angeht. Aber umso schöner die Überraschung, als bereits die ersten Singles klar machten, dass Marina hier zurückkehrt zu ihren Wurzeln, d.h. vor allem dem „quirky“ Pop-Sound ihres ersten Albums, aber auch dem mehr organischen Sound von «Froot». Die flotten Stücke sind allesamt echte Banger, und auch die ruhigeren wissen zu gefallen. Einziges Manko: das Album ist zu kurz – zwei, drei Stücke mehr hätten nicht geschadet. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau – Marina hat das mit Abstand beste Album 2021 herausgebracht und kann damit erstmalig die Krone in meinen Jahrescharts einheimsen.
Highlights: «Purge the Poison», «Ancient Dreams...», «Venus Fly Trap», «Man’s World»


02. Videoclub – Euphories
Yep, die Musik auf dem Debütalbum des französischen Duos ist genauo cheesy und retro, wie das massivst an die 80er gemahnende Cover vermuten lässt. Die beiden haben sich als Teenager kennen- und lieben gelernt, wurden durch ein paar erfolgreiche Songs auf YouTube bekannt und haben Anfang des Jahres endlich auch ein Album nachgelegt. Zwar finde ich die Lieder, die bereits in den zwei Jahren vorher raus kamen, auch die besten, aber dennoch ist die Scheibe insgesamt sehr unterhaltsamer Synthiepop. Leider sind die beiden seit ein paar Monaten kein Paar mehr, was wohl auch das Ende der Band bedeutet...
Highlights: «Roi», «Mai», «Amour plastique», «Enfance 80»


03. Lana Del Rey – Chemtrails Over The Country Club
Wie schon in der Einleitung geschrieben waren Lanas beide Alben, die sie in diesem Jahr herausbrachte, eher auf der enttäuschenden Seite für mich. Das bessere der beiden, Chemtrails, ist noch mit Jack Antonoff als Produzenten aufgenommen worden und enthält mit dem Titeltrack eins der Highlights des Jahres. Auch sonst ist die erste Hälfte der LP durchgängig gut, und sie zeigt Lana mit durchaus experimentellen Ansätzen, wie dem irritierenden Gesang in «White Dress» oder auch der Brass-Band, die wie aus dem Nichts plötzlich in ein Lied fährt. Leider sind die Duette hier für mich eher schwach, und insgesamt bleibt ein etwas unbefriedigender Eindruck – gemessen an dem extrem hohen Standard, den ich von ihr gewohnt bin. Musikalisch wäre Chemtrails eigentlich auf Platz 2 einzusortieren, aber Videoclub machte mir tatsächlich mehr Spaß.
Highlights: «Chemtrails Over The Country Club», «Yosemite», «Dark But Just A Game»


04. CHVRCHES – Screen Violence: Director’s Cut
Meine vielleicht größte (positive) Überraschung des Jahres ist, dass es das CHVRCHES-Album am Ende so weit nach oben in meiner Bestenliste geschafft hat. Denn ich will ehrlich sein: die letzten Alben der schottischen Band fand ich mäßig, irgendwie wurde ihre Musik immer langweiliger. Und auch die ersten Hördurchgänge des neuen Werks sorgten nur partiell für Begeisterung. Zumindest war das Trio wieder zurück zu einem düsteren Sound gegangen und hat sogar merkliche Shoegaze-Einflüsse eingearbeitet. Doch erst der Director's Cut mit drei prima Hits, die aus unerfindlichen Gründen von dem eigentlichen Album geflogen waren, hat dann den Ausschlag gegeben. Ihr Konzert in Los Angeles (siehe meine Song-Charts von vor ein paar Tagen » HIER) tat ein Übriges, um meine Begeisterung wieder zu entfachen.
Highlights: «How Not To Drown (feat. Robert Smith)», «California», «Nightmares», «Bitter End»


05. Still Corners – The Last Exit
Das Duo aus England ist ja nun schon seit vielen Jahren Stammgast in meinen Jahrescharts. Ich glaube, jedes ihrer bisherigen Alben hat es zumindest in meine Top 20 geschafft. Und so ist es auch diesmal – beim ersten Durchhören fand ich «The Last Exit» noch etwas langweilig, aber nach und nach schälte sich dann doch die atmosphärische Dichte der Songs heraus. DreamPop wird ja heutzutage fast schon inflationär gespielt, Still Corners jedoch verbinden dies mit Krautrock-Elementen, so dass es unterhaltsam bleibt.
Highlights: «White Sands», «Mystery Road», «It’s Voodoo»


06. Paris Jackson – Wilted
Wie es gute Tradition und Sitte in meinen Charts ist, schummle ich meistens irgendwie noch ein Album aus dem letzten Quartal des Vorjahrs hinein. Diesmal den im November 2020 erschienenen und damals komplett an mir vorbeigegangenen Longplayer der Tochter von Michael Jackson – ehrlich gesagt wusste ich bis dahin gar nicht, dass sie auch Musikerin und Sängerin ist, Asche auf mein Haupt. Mit dem Stil ihres Vaters hat das Album nichts zu tun, es ist wunderbarer Indiefolk mit melancholischem Einschlag.
Highlights: «Scorpio Rising», «Dead Sea», «Let Down»


07. Love Shop – Levende Mænd I Døde Forhold
Auch die Dänen sind sowas wie Dauergäste in meinen Charts der letzten Jahre. Obwohl es sie bereits seit Anfang der 90er Jahre gibt und sie in ihrer Heimat regelmäßig die Charts anführen, bleibt ihre Musik außerhalb Dänemarks sträflich unbekannt. Was sicherlich auch an der (für Nicht-Nordlichter vermutlich gewöhnungsbedürftigen) dänischen Sprache liegen dürfte. Die Songs sind auch diesmal wieder eine melodische, unspektakuläre Mischung aus leichtem Wave, etwas Pop und allem dazwischen.
Highlights: «Kun Længes Skygger Mod Aftenens Fald», «Efterårsklassikerne», «Sort Bornholm»


08. Slut – Talks of Paradise
Auf das lange überfällige Comeback der Jungs aus Ingolstadt mussten wir geschlagene 8 Jahre warten. Sie gehören zu den wenigen deutschen Bands, die wirklich mit schöner Regelmäßigkeit tolle Songs aus dem Ärmel schütteln. Auch auf ihrem neuen Album gibt es wieder diese Mischung aus melancholischen Melodien und flotten Gitarren, die ich so mag.
Highlights: «Penny Changes Dresses», «Good For All», «Vandals»


09. Alex Mayr – Park
Und gleich noch ein deutsches, sogar deutschsprachiges Album in meinen Top 10, na sowas. Alex Mayr ist eine Sängerin aus Mannheim, deren ersten beiden Alben (das von 2020 und dieses hier) von Konstantin Gropper (Get Well Soon) produziert wurden und eine bemerkenswerte Leichtigkeit aufweisen. Von verspielt bis ernst, von sanft bis kratzig ist hier alles zu hören. Für mich definitiv die Newcomerin des Jahres.
Highlights: «Krocket», «Geisterbahn», «Ohrfeige»


10. ACTORS – Acts of Warship
80er Jahre-Einflüsse tauchen in meinen Charts des öfteren auf, und da ist es nur konsequent, dass ich mit dem neuen Album der kanadischen Band auch lupenreinen PostPunk im Angebot habe. Die Scheibe ist im Grunde durchgängig angenehm düster und genretypisch mit verhangenem Gesang und eingetrübten Gitarren- und Bassläufen. Geht gut ab!
Highlights: «Strangers», «Like Suicide»


11. Blondino – Un Paradis Pour Moi
Das französische Duo Blondino hat mit ihrem neuen Album ein ausgesprochen angenehmes Pop-Werk vorgelegt, das alle Stärken der modernen französischen (Indie-)Pop-Szene aufweist: Referenzen zu typisch französischer Musik, ein Fokus auf französischsprachige Texte und leicht melancholische Melodien.
Highlight: «Troisième planète», «Les Madrilènes»



12. Poppy – Flux
Poppy ist ja eine extrem wandelbare Künstlerin – angefangen hat sie mit verstörenden YouTube-Videos und satirischem Plastikpop, dann wandte sie sich dem Metal zu und wurde mit ihrem letzten Album sogar für einen Grammy in der Metal-Kategorie nominiert, und nun hat sie ihren Sound (zum Glück) wieder melodischer gestaltet. Ihr neues Album, das leider sehr kurz ist, klingt wie original aus den 90ern in die Jetztzeit gebeamt, nach Alternative-Rock der Marke L7 oder Veruca Salt. Cool.
Highlights: «Her», «So Mean»


13. Power of Dreams – Ausländer
Das ist sicher eins der am wenigsten erwarteten Comebacks 2021 für mich. Die Band aus Dublin hatte in den frühen 90ern mal einen gewissen Erfolg auf der Insel, geriet dann aber in Vergessenheit (zu Unrecht!) und machte lange Pause. Jetzt sind sie wieder zusammen und haben ein entspannt klingendes, melodisches „BritPop“-Album vorgelegt.
Highlights: «Auslander», «You haven’t really lived»


14. Adult Books – Grecian Urn
Irgendwie ist diese Band aus Los Angeles sträflich unbekannt. Dabei ist ihr neues Album richtig toller Indierock mit Shoegaze- und sogar Post-Punk-Elementen und jeder Menge flotter Songs, die eigentlich die Indietanzflure dieser Welt füllen müsten.
Highlights: «Holiday», «Florence»


15. Italoconnection – Midnight Confessions Vol. 1
Noch so ein Album, das niemand auf dem Schirm hat und mit dem ich bei Indiefans sicher auf Unverständnis stoße ;-). Das Duo macht tatsächlich Italopop mit modernem Anstrich, und hat einige interessante Gastsänger wie Etienne Daho eingeladen.
Highlights: «Virus X (feat. Etienn Daho)», «Get Together»


16. Lana Del Rey – Blue Banisters
Ein Lana-Album auf Platz 16 einzusortieren ist ja fast schon ein Affront, wenn man bedenkt, wie hoch sie normalerweise in meiner Gunst steht. Aber ihr zweites Album in diesem Jahr (und ihr neuntes insgesamt) konnte mich nicht besonders begeistern. Sie hat hier den Trend zu immer minimalistischeren, folkigeren Songs auf die Spitze getrieben, und obwohl einige überraschende Klangelemente enthalten sind (wie ihr Schreien im Duett mit Miles Kane), ihr Gesang wie üblich wunderschön ist und es textlich wirklich ans Eingemachte geht (es ist ihr sicherlich persönlichstes Album), bleibt für mich unterm Strich doch ein eher mauer Gesamteindruck. Es passiert einfach zu wenig. Ich hoffe mal, dass sie dann mit Album Nr. 10 wieder etwas mehr Schwung, Düsternis und Pomp in ihre Musik bringt.
Highlights: «Black Bathing Suit», «If You Lie Down With Me»


17. Makthaverskan – För Allting
Wenn wir von Dauergästen in meinen Charts sprechen, dürfen diese schwedischen Post-Punker natürlich nicht fehlen. Auf ihrem neuen Album liefern sie wie üblich ihre Mischung aus knackigen Gitarren, hübschen Melodien und den Siouxsie-esken Gesang der Sängerin. Diesmal etwas variiert durch zuweilen fast schon Tweepop-artige Töne.
Highlights: «Lova», «This Time»

18. ViVii – Mondays
Und gleich die nächste schwedische Band. Das Duo geht mit seinem neuen Album seinen Weg weiter, d.h. es gibt melancholischen Indiefolk, der manchmal an Lana Del Rey erinnert, aber etwas poppiger ist. Bei meinem persönlichen Highlight «Summer of 99» dürfen wir uns sogar an Motorik-Rhythmik erfreuen.
Highlights: «Summer of 99», «Swimming Pool»
 

19. Feu! Chatterton – Palais d’argile
Französische Bands habe ich dieses Jahr ja einige in meiner Liste. Die Jungs aus Paris spielen eine SEHR französische Mischung mit Elementen von Chanson, Rock, Pop, Folk, vielleicht sogar etwas Jazz. Das ist manchmal echt schräg (und ein wenig anstrengend), manchmal aber auch einfach nur cool.
Highlights: «Cantique», «Cristeaux Liquide»


20. Deafheaven – Infinite Granite
Die Grenzen zwischen Blackmetal und Shoegaze können ja durchaus sehr durchlässig sein, wie schon Alcest gezeigt haben. Das neue Album der US-amerikanischen Metalband Deafheaven ist diesmal sehr Slowdive-esk und hat sich weitestgehend von jeden Metalelementen befreit, so dass es tatsächlich mein Shoegazealbum des Jahres ist.
Highlights: «Great Mass of Color», «The Gnashing»

21. Katzenheim – Katzenheim
22. Kælan Mikla – Undir Köldum Norðurljósum
23. Cloves – Nightmare on Elmfield Road
24. Kirty – We Are All On Fire
25. Black Swan Lane – Hide in View
26. Requin Chagrin – Bye Bye Baby
27. La Femme – Paradigmes
28. Garbage – No Gods No Masters (Deluxe Edition)
29. FOTOS – Auf zur Illumination!
30. Ski Saigon – Sees the Albatross
31. Giant Sky – Not Today
32. Jorja Chalmers – Midnight Train
33. Halsey – If I Can’t Have Love, I Want Power
34. Mine – Hinüber
35. Spray – Ambiguous Poems About Death
36. FRITZ – Pastel
37. NEØV – Picture of a Good Life
38. James – All The Colours of You
39. Glüme – The Internet
40. Masha Qrella – Woanders

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