Der große Coast Is Clear-Jahresrückblick
Eins vorweg – 2010 war in meinen Augen kein übertrieben gutes Musikjahr. Vor allem albenmäßig gab es nur wenig zu bejubeln, und Werke, die vor einigen Jahren noch in den hinteren Regionen meiner Top 20 auftauchten, wären im Jahre 2010 Kandidaten für einen absoluten Spitzenplatz gewesen. Wie ich jedoch voller Schrecken feststelle, habe ich bereits vor zwölf Monaten Ähnliches geschrieben, als ich auf 2009 zurückblickte und nicht in wirkliche Verzückung geriet (obwohl die Top-Alben damals schon sehr sehr gut waren).Aber genug des Lamentos, hier nun also traditionsgemäß zunächst meine favorisierten Alben des Jahres 2010, wie üblich mit dem einen oder anderen persönlichen Kommentar verziert (und wie üblich ist die Liste nur eine grobe Orientierung).
1. Contre Jour - One night at the station
Eine Nummer 1 mit Ansage, wenn man so will. Letztes Jahr begeisterten mich die ersten Titel von Neptune, die sich dann in Contre Jour umbenannten, dermaßen, dass ich diese Lieder rauf und runter hörte. Und obwohl die frühen Knallersongs wie «Something has gone» auf dem Debütalbum leider keine Berücksichtigung fanden, ist das musikalische Ergebnis der Franzosen aus Nizza mehr als erfreulich. Düsterer Wave im Stile von 80er Bands wie Opéra de Nuit.
2. Dernière Volonté - Immortel
Wie, noch mal Franzosen so weit oben? Wo gibt's denn sowas? Und wiederum eher düstere Klänge, die Dernière Volonté auf ihrem bislang poppigsten Album präsentieren. Eigentlich ist es mir unangenehm, dieses Album gut zu finden, da das Projekt von Geoffroy D., höflich formuliert, kontrovers ist und zumindest früher offen mit ultrarechter martialischer Symbolik flirtete, was natürlich absolut abstoßend ist – aber die Musik von DV ist inzwischen einfach super...
Wie, noch mal Franzosen so weit oben? Wo gibt's denn sowas? Und wiederum eher düstere Klänge, die Dernière Volonté auf ihrem bislang poppigsten Album präsentieren. Eigentlich ist es mir unangenehm, dieses Album gut zu finden, da das Projekt von Geoffroy D., höflich formuliert, kontrovers ist und zumindest früher offen mit ultrarechter martialischer Symbolik flirtete, was natürlich absolut abstoßend ist – aber die Musik von DV ist inzwischen einfach super...
3. Chatelaine - Take a line for a walk
„Chatelaine“, das klingt zwar französisch, aber hinter diesem Namen verbirgt sich das neue Projekt von Toni Halliday, der ehemaligen Sängerin von Curve. Auf ihrem aktuellen Album geht es recht atmosphärisch und elektronisch zu, doch Remixe von Flood und The Depreciation Guild sorgen für die richtige Anschlussfähigkeit zur Shoegaze-Szene. Und Tonis Stimme ist immer noch wunderbar!
4. Mylène Farmer - Bleu et noir
Alte Liebe rostet nicht. Mylène war viele Jahre lang meine absolute Lieblingskünstlerin, bis sie in den 2000ern immer belanglosere Musik zu machen begann, die die lyrische und melancholische Tiefe der frühen Werke nicht mehr erreichen konnten. Eigentlich hatte ich sie nach den beiden letzten, sehr durchwachsenen Alben schon abgeschrieben, doch «Bleu et noir», u.a. produziert von Moby und Archive, überraschte mich mit einer angenehmen Mischung aus elektronischen, treibenden Klängen und einer gehörigen Portion Melancholie. An alte Glanztaten reicht sie damit längst nicht mehr heran, aber Songs wie «Diabolique mon ange» (aus der Feder von Archive) sind schon klasse.
„Chatelaine“, das klingt zwar französisch, aber hinter diesem Namen verbirgt sich das neue Projekt von Toni Halliday, der ehemaligen Sängerin von Curve. Auf ihrem aktuellen Album geht es recht atmosphärisch und elektronisch zu, doch Remixe von Flood und The Depreciation Guild sorgen für die richtige Anschlussfähigkeit zur Shoegaze-Szene. Und Tonis Stimme ist immer noch wunderbar!
4. Mylène Farmer - Bleu et noir
Alte Liebe rostet nicht. Mylène war viele Jahre lang meine absolute Lieblingskünstlerin, bis sie in den 2000ern immer belanglosere Musik zu machen begann, die die lyrische und melancholische Tiefe der frühen Werke nicht mehr erreichen konnten. Eigentlich hatte ich sie nach den beiden letzten, sehr durchwachsenen Alben schon abgeschrieben, doch «Bleu et noir», u.a. produziert von Moby und Archive, überraschte mich mit einer angenehmen Mischung aus elektronischen, treibenden Klängen und einer gehörigen Portion Melancholie. An alte Glanztaten reicht sie damit längst nicht mehr heran, aber Songs wie «Diabolique mon ange» (aus der Feder von Archive) sind schon klasse.
5. Tears Run Rings - Distance
Na, endlich mal ein Shoegazealbum in meiner Liste! Das zweite Werk der amerikanischen Band weiß wiederum zu gefallen, beglückt alle Freunde von NuGaze und Slowdive und bietet mit «Innocent» fast sowas wie einen kleinen Pophit.
Na, endlich mal ein Shoegazealbum in meiner Liste! Das zweite Werk der amerikanischen Band weiß wiederum zu gefallen, beglückt alle Freunde von NuGaze und Slowdive und bietet mit «Innocent» fast sowas wie einen kleinen Pophit.
6. Delay Trees - Delay Trees
Die rauhe finnische Natur ist ja prädestiniert als Motor für melancholische Klänge zu sorgen, und so verwundert es auch nicht, dass das Debütalbum der Delay Trees, die Anfang des Jahres als Vorband von den Hatifnats schon die Astra Stube „rockten“, eher auf der nachdenklichen Seite des Emotionsspektrums verortet ist. Schöne Musik für lange Winterabende.
7. Husky Rescue – Ship of lightDie rauhe finnische Natur ist ja prädestiniert als Motor für melancholische Klänge zu sorgen, und so verwundert es auch nicht, dass das Debütalbum der Delay Trees, die Anfang des Jahres als Vorband von den Hatifnats schon die Astra Stube „rockten“, eher auf der nachdenklichen Seite des Emotionsspektrums verortet ist. Schöne Musik für lange Winterabende.
Und noch eine weitere finnische Band auf den Spitzenplätzen meiner Charts - Husky Rescue verschönern die musikalische Landschaft schon seit vielen Jahren immer wieder mit wunderbaren Alben und liefern auf ihrem neuesten Werk weitere unwiderlegbare Belege für ihre Popsensibilität.
8. Arcade Fire - The suburbs
Ich weiß, es ist nicht besonders originell, dieses Album, das quer durch die Kritikerwelt Anklang findet, gut zu finden, aber es führt kein Weg daran vorbei: Arcade Fire haben ein rundum gelungenes Werk abgeliefert, das ordentlich in die 80er Kiste greift und trotzdem nicht zu retro klingt.
Ich weiß, es ist nicht besonders originell, dieses Album, das quer durch die Kritikerwelt Anklang findet, gut zu finden, aber es führt kein Weg daran vorbei: Arcade Fire haben ein rundum gelungenes Werk abgeliefert, das ordentlich in die 80er Kiste greift und trotzdem nicht zu retro klingt.
9. Trembling Blue Stars - Fast trains and telegraph wires
Sag zum Abschied leise Servus... Die Trembling Blue Stars, eine Institution für alle, die geschmackvolle Indiepop-Musik mögen, hören auf – und vermachen den Fans als finalen Schlusspunkt dieses Doppelalbum, das, wie schon einige Field-Mice-Scheiben, die zwei Seiten des Bobby Wratten zeigt: den Gitarrenpop und den Spaß an elektronischen Spielereien. Das Cover ist leider maximal öde.
Sag zum Abschied leise Servus... Die Trembling Blue Stars, eine Institution für alle, die geschmackvolle Indiepop-Musik mögen, hören auf – und vermachen den Fans als finalen Schlusspunkt dieses Doppelalbum, das, wie schon einige Field-Mice-Scheiben, die zwei Seiten des Bobby Wratten zeigt: den Gitarrenpop und den Spaß an elektronischen Spielereien. Das Cover ist leider maximal öde.
10. John Alexander Ericson - Songs from the white sea
Der Sänger der schwedischen Synthiepopband The Northern Territories auf Solopfaden – und wie! Zwar zündet nicht jeder Song auf seinem Debütalbum, aber dafür hatte ich Lieder wie «Always leave them wanting more, Johanna» in Dauerrotation. In diesem eher mauen Musikjahr langt das für einen Platz unter meinen ersten zehn.
11. Ghost Society - The back of his hands, then the palms!Der Sänger der schwedischen Synthiepopband The Northern Territories auf Solopfaden – und wie! Zwar zündet nicht jeder Song auf seinem Debütalbum, aber dafür hatte ich Lieder wie «Always leave them wanting more, Johanna» in Dauerrotation. In diesem eher mauen Musikjahr langt das für einen Platz unter meinen ersten zehn.
12. Butterfly Explosion - Lost trails
13. Fotos - Porzellan
14. Highspire - Aquatic
15. Scanners - Submarine
16. Harrys Gym - What was ours can't be yours
17. Guitaro - JJ’s Crystal Place
18. Nadadora - Luz, Oscuridad, Luz
19. Solemn Novena - Kiss the girls
20. Tocotronic - Schall und Wahn
21. Laboratory Noise - When sound generates light
22. Glacier - Above and beside me
23. Kashmir - Trespassers
24. Klaus & Kinski - Tierra, Trágalos
25. Apparatjik - We are here
26. The Silicon Scientist - Poly + Bookmarks II
27. Gemma Ray - It's a shame about Gemma Ray
28. Fjord Rowboat - Under Cover Of Brightness
29. Kent - En plats i solen
30. School of Seven Bells - Disconnect from Desire
31. Stars - The five ghosts
32. Black Swan Lane - Things you know and love
33. The High Violets - Cinéma
34. Marina & the Diamonds – The family juwels
35. The Domino State - Uneasy lies the crown
36. James - The night before / The morning after
37. The National - High violet
38. Starflyer 59 - The changing of the guard
39. Ceremony - Rocket fire
40. Stereolab - Not music
41. The Kiara Elles - Slide over
42. Massive Attack - Heligoland
43. Fehlfarben - Glücksmaschinen
44. Low Sea - Las Olas
45. Surf City - Kudos
46. Erland and the Carnival - Erland and the Carnival
47. Piano Magic - Home Recordings
48. The Courteeners - Falcon
Die EP des Jahres war für mich vermutlich «EP88» der Sängerin Tracy Shedd - ganz wunderbare, ruhige Musik mit viel Pianobegleitung. Oder vielleicht hat mir die Debüt-EP von World Atlas, den veritablen Erben des frühen Belle & Sebastian-Sounds sogar noch besser gefallen. Auf jeden Fall sind beide EPs sehr toll!
Bei den Top-Songs mache ich es mir auch diesmal wieder einfach und lasse iTunes die Auswertung vornehmen, indem ich Euch hier die von mir in den letzten 12 Monaten am häufigsten gehörten Songs aufführe. Fünf französischsprachige Songs unter den ersten 10, dazu noch Yeti Lane und Contre Jour, die ja auch Franzosen sind – ich hatte offenbar ein sehr frankophiles Jahr. Auf jeden Fall hatte 2010 zweifellos einige echte Knaller im Gepäck:
01. Don't Tell Me That It's Over – Amy MacDonald
02. Diabolique mon ange – Mylène Farmer
03. Totally Nude Island (The Lolligags Remix) – The Superions
04. Pour un infidèle – Coeur de Pirate
05. M'effondre – Mylène Farmer
06. Comme Des Enfants (Le Matos Andy Carmichael Remix) – Coeur de Pirate
07. Amants d'immeubles – Les Incendiaires
08. Beachy Head – Veronica Falls
09. Tension – Contre Jour
10. Twice (Team Ghost Mix) – YETI LANE
11. Lower My Head – I'm from Barcelona
12. Echoes – Team Ghost
13. Always Leave Them Wanting More, Johanna – John Alexander Ericson
14. Cold Colours – Trembling Blue Stars
15. Satellite – Lena Meyer-Landrut
16. La Cigarette – Mélanie Pain
17. Colors in time – Team Ghost
17. I Want The World To Stop – Belle and Sebastian
18. Husbands & Wives – Tracy Shedd
19. The Last Time – The Sound Movement
20. Ley y moral – Klaus & Kinski
21. Innocent – Tears Run Rings
22. Walk Straight – Du Pacque
23. Alcohol Escapism – Skymobil
24. Сплетница – ТЕХНИКА : НЕИСПРАВНА
25. Luego vendrán los madremías – Klaus & Kinski
26. Merry Go Round – The Lolligags
27. I Wish She'd Ask Me Out – The Soulboy Collective
28. Let's Stay Undecided (mit Antenne Danger) – The Soulboy Collective
29. Black eyes – Sweet Jane
30. City At Night – Tracy Shedd
31. Why should I go home? – Our Fragmented Hearts
32. Danslokal – Waves under Water
33. Alles schreit – Fotos
34. Infection – Morpheme
35. Bloodbuzz Ohio – The National
36. The Call – Stargraph
37. The alpha artist – Churchhill Garden
38. Smiths4 – Churchhill Garden
39. White And Pure – Churchhill Garden
40. Will It Be This Way Forever? – The Courteeners
41. Better Than Love – Hurts
42. Lions – Pacific Theater
43. Place For Us – Reni Lane
44. Gesang Des Tyrannen – Tocotronic
45. Succubus – The Wars
46. On the Run – Fotos
47. Atlantic wires – The Papertiger Sound
48. Strange Teen Way – Saharan Gazelle Boy
49. Jag kom, Jag såg, Jag förlorade – Verket
Danke für die Anregungen! Da sind einige interessante Alben bei, die ich mir anhören werde. Hab gar nicht mibekommen, dass Mylene ein neues Album hatte.
AntwortenLöschenHmm, und wieder ein Liste, die mir viel Unbekanntes entgegen schleudert. Obwohl du ja zu meinen intensiv konsumierten Bloggern gehörst, haben sich anscheinend manche deiner erwähnten Musiker nicht nachhaltig genug in mein Gedächtnis geprägt. Obwohl, hätte ich mir 2010 noch mehr Musik anhören mögen? Eigentlich nicht. Zumindest deine Top5 Alben werde in ner ruhigen Stunde ich mir genauer ansehen. Und zu den Tracks: Amy Macdonald auf Platz 1, da staunte ich kurz. Nachdem ich mir nun das Lied öfters angehört habe, verstehe ich schon warum.
AntwortenLöschenja, ich gestehe, dass ich nicht allen meinen Top-Alben hier im Blog während des Jahres die entsprechende Aufmerksamkeit gewidmet habe - manches habe ich also quasi "heimlich" gehört. :-)
AntwortenLöschenBei den Songs geht es halt wirklich um die meistgehörten Lieder - Amy hatte ich in den Tagen der Erstveröffentlichung bis zum Abwinken gehört, danach nicht mehr so oft, aber auch in einer Songbestenliste, die ich nach Songgüte zusammenstellte, wäre das Lied wohl sehr weit oben... ist ein echter Hit... :-)