Die Welt des Spektakels, Nachtrag

Donnerstag, Mai 15, 2008 Parklife 0 Kommentare

Ich hatte ja neulich (HIER) schon etwas zum HHer Hafengeburtstag und der Party for the Masses geschrieben, will Euch den sehr lesenswerten Blogeintrag meiner DJ-Kollegin Daniela aka Secret Shine nicht vorenthalten:

Party for the Masses Perverted

Wer hätte gedacht, dass die Bezeichnung des Depeche-Mode-Jünger-Treffen "Party For The Masses" so wörtlich zu verstehen ist, dass es gleichsam gegen sich selbst gewandt werden kann. Ich auf jeden Fall nicht, als ich mich mit Peter zum Museumsschiff "Cap San Diego" aufmachte, um ein großartig energetisches Konzert der Band mesh in just diesem Rahmen zu erleben.

Dass die für Mitternacht angekündigten Synthiepopper erst um 1.15 Uhr begannen und man sich im dichtgedrängten Schiffsbauch zu unspannenden Depeche-Mode-Live-u.ä.-Versionen wartend die Beine wund stand, ist ja die konventionelle Konzertpraxis. Dass jedoch DJ Dirk mit seinen mantramäßig wiederholt gegröhlten Sprüchen "Hamburg!", "Seid ihr gut drauf?", "Ich will euch alle sehen!" das partiell ballermannesk erscheinende Partypublikum bei Laune zu halten versuchte, schürte echte Aggressionen in mir und ließ mich an den Massenbegriff des französischen Soziologen Jean Baudrillard denken, dem zufolge die Masse eine passive Entität ist, die alles, was man von ihr will, nicht nur mitmacht, sondern gleichsam übererfüllt. Damit wird die Masse von Baudrillard aufgebaut als etwas, das sich wissenschaftlichem, rationalem Zugriff verweigert, etwas ohne aktiven Impetus, etwas, das alles absorbiert. Zugleich drängt sich der Spektakelgedanken seines Landsmannes Guy Debord auf, laut dem, natürlich gedanklich weit heruntergebrochen, das Spektakel als medial ideologisiertes Supplement an die Stelle des real erlebten Lebens tritt und dieses überlagert.

Insofern fungierte diese Feier für die Massen als hübsches Paradebeispiel für die Zukleisterung des eigenen Wahrnehmens und Empfindens durch künstlich erzeugte Stimulanzien, insbesondere vor der realen Kulisse des dumpfen Hamburger Hafengeburtstages, der der Party diesbezüglich in nichts nachstand.

Ein besonderes Schmankerl medialer Verzerrung bot sich derweilen auch während des Open-Air-Feuerwerks, als unser Relingsnachbar das gesamte Spektakel mit seiner Kleinbildkamera abfilmte und sich derweil auf dem kleinen Display anschaute. Erase and rewind?

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