Der Jahresrückblick 2007, Teil 2: Die Alben

Sonntag, Dezember 30, 2007 Parklife 0 Kommentare

2007 war musikalisch (und auch in manch anderer Hinsicht) ein etwas merkwürdiges, ein durchwachsenes Jahr (mit immerhin doch einer Menge an Lichtblicken) - es gab eigentlich wirklich viele tolle neue Platten. Eigentlich. Aber irgendwie hatten viele Veröffentlichungen, die dieses Jahr auf den Markt kamen, auch einen gemeinsamen Makel: sehr oft ging den Alben spätestens in der Mitte die Luft aus, die Einfälle wurden dünn und dünner und anfänglich eigentlich auf mehr hoffen lassende CDs versanken gegen Ende in der Beliebigkeit. Klar, von diesen ganzen britischen Hypebands wie den Kaiser Chiefs, den Klaxons, Arctic Monkeys, Babyshambles & Co. war eh nichts Großartiges zu erwarten, aber dass diese "Seuche" selbst von mir mit Spannung erwartete Alben wie die von den Editors, Hard-Fi oder Interpol (und sogar ein wenig Kent und Sambassadeur!) treffen würde, ist schon schade.

Die Tiefpunkte 2007 setzten für mich übrigens die neuen Machwerke von Björk (unglaublich verquaster Quark) und den White Stripes (liebloses Gegniedel, das absolute Gegenteil von dem, was ich unter (guter) Musik verstehe).

Aber genug gemosert, hier jetzt meine Album-Highlights 2007:

1. Indochine «Hanoi» - Wie schon in den letzten Jahren kam mein persönlicher Favorit bereits zu Jahresbeginn heraus und ließ sich in den folgenden Monaten nicht mehr vom Spitzenplatz verdrängen. «Hanoi» ist vielleicht auch ein etwas unfairer Kandidat, denn es handelt sich um ein Doppel-Live-Album, auf dem viele viele Indochine-Hits noch einmal auftauchen. Doch da sie überwiegend ganz neu eingespielt und umarrangiert wurden (für ein Symphonieorchester), lasse ich es einfach mal gelten (trotz des französischen Veröffentlichungstermins von Mitte Dezember 2006! ;-).

2. Blue Foundation «Life of a ghost» - Überraschungs-Zweiter aus Dänemark. Ein ausgesprochen abwechslungsreiches Album, das sich schon allein dadurch von den meisten anderen 2007er Platten unterscheidet. Eine wunderbare Mischung aus Shoegaze, Elektronik, Indiepop und TripHop, die nie langweilig wird. Mit vier absoluten Über-Hits, u.a. «Enemy», «Stuck in a hard place»...

3. Piano Magic «Part monster» - Wie schon Blue Foundation wieder eine schöne Mixtur aus vielen Stilen, sehr geschmackvoll und unterhaltsam umgesetzt. Oft auch angenehm düster, teilweise etwas schräg und nicht immer poppig. Sicher das beste Album in der langen Bandgeschichte von Piano Magic.

4. Shout Out Louds «Our ill wills» - Wer hätte das gedacht... Den zweiten Streich der Schweden fand ich Mitte des Jahres sehr toll und habe ihn oft gehört - und erstaunlicher Weise hat sich die Musik (entgegen meinen ersten Befürchtungen) nicht abgenutzt! The Cure in der Lightversion...
5. Gravenhurst «The western lands» - Ein Album, das meine Erwartungen eindeutig erfüllt hat. Wieder einmal melancholische, tendenziell ruhige, schöne Musik mit Atmosphäre und einigen Tempoausbrüchen. Auch live beeindruckend!
6. The Mary Onettes «The Mary Onettes» - Schon wieder Schweden! Labradors derzeit wohl beste Band zeigt, dass Wavemusik noch lange nicht tot ist. Wundervolle Melodien en masse, wenngleich man sich teilweise schon recht deutlich bei Jesus & Mary Chain, Echo & the Bunnymen etc. bedient.
7. Mono in VCF «Mono in VCF» - Dieses Album erscheint zwar erst 2008 auf CD, wurde aber schon letzten Monat in digitaler Form veröffentlicht, also nehme ich das erstaunlich ausgereifte Debütwerk dieser amerikanischen Band mit ihrem melancholischen, manchmal an TripHop erinnernden cinematoskopischen Orchesterpop bereits 2007 in meine Charts. Wunderbare Abend-/Nachtmusik.
8. Punk TV «Music for the broken keys» - Eine russische Band in meinen Top 10, na sowas! Aber ihr zweites Album ist ein von vorne bis hinten gelungenes, flottes Electronica/Indiepop-Werk, das Einflüsse von New Order, Kraftwerk, Primal Scream und den Chemical Brothers aufweist und jedes Mal wieder Spaß macht.
9. Ether Aura «Before we could sing» - Die in Detroit ansässige Shoegaze/Wave-Band liefert mit ihrem zweiten Album ebenfalls ihr Meisterstück ab. Ein Hit am anderen! Ich fühle mich an All About Eve, Curve, Lush und Garbage (in gut) erinnert.


10. Sambassadeur «Migration» - Die erste Hälfte auf dieser CD ist perfekter Sommerpop, leider schlägt dann gegen Ende auch hier der von mir vorhin beklagte "Langweiligkeitsvirus" zu. Dennoch ein prima Album erneut aus Schweden, erneut auf unser aller Lieblingslabel Labrador.
11. Bahnhof «Reverse» - Bisher von mir schmählich vernachlässigtes und erst dieser Tage durch einen Tipp (danke, Dani!) wiederentdecktes großartiges Debütalbum dieser dänischen Band. Ich höre Anklänge an Mew, Spleen United, Editors und viele andere aktuelle Sounds. 10 Songs, 10 (heimliche) Hits, wow!
12. The Orders «Guilt & confusion» - Dieses Album hätten die Editors vermutlich gerne geschrieben, aber ihre finnischen Kollegen sind ihnen zuvorgekommen. Indiewave mit Schmiss und großer Geste!


13. The Rosebuds «Night of the furies» - Merkwürdiger Weise gibt es Leute, die dieser Musik nichts abgewinnen können, eigentlich unfassbar. Denn das neue Album des Duos aus Raleigh strotzt nur so vor feinen Melodien, Spielfreude und Abwechslungsreichtum. Einziges Manko (wie bei Sambassadeur und Punk TV): nur 9 Songs, ein bisserl wenig für eine aktuelle CD.
14. The National «Boxer» - Ich bin nicht unbedingt der größte Fan der Stimme des The National-Sängers Matt Berninger, aber auf ihrem neuesten Album passt einfach alles zusammen - eine gelungene Mischung aus schnellen und ruhigeren Stücken und eine insgesamt geradezu beruhigende, warme, umfangende Atmosphäre.
15. Kent «Tillbaka till samtiden» - Tja... Wenn ich ehrlich bin, hatte ich mir von diesem Album doch mehr erhofft; es war aber irgendwie klar, dass Kent ihr Meisterwerk «Du & jag döden» nicht würden toppen können. Durch den verstärkten Synthieeinsatz fehlt «Tts» in meinen Ohren leider etwas die emotionale Tiefe des Vorgängers. Trotzdem natürlich immer noch ein sehr gutes Album!

16. E.Z. Basic «Hocus Focus» - Letztes Jahr Amber Smith, diesmal E.Z. Basic - ungarische Bands werden langsam zu Stammgästen in meinen Charts. Das Debütalbum des Trios ist eine sehr bekömmliche Ausgabe des aktuell angesagten Indiewavepops und besticht durch locker-flockig aus dem Ärmel geschüttelte Melodien. Wäre NOCH besser geworden, wenn dieser Song hier darauf enthalten gewesen wäre:
17. Dead Guitars «Airplanes» - Na, endlich mal ein deutsches Album. Obwohl, diese neue Band, die aber aus alten Recken besteht (u.a. Musikern von Twelve Drummers Drumming), ist bunt gemischt, auch ein schottische Musiker ist dabei. Das Album ist ruhige Wavemusik in der Art der Sad Lovers & Giants oder den Chameleons (in langsam). Enthält den hymnischen "Szenehit" «Name of the sea».

18. Malcolm Middleton «A brighter beat» - Zu meiner Schande muss ich ja gestehen, dass ich mich bisher wenig um Arab Strap und Malcolm Middleton gekümmert habe, doch mit diesem Album hat sich das geändert - ein schön fetziges Werk mit prima Melodien!
19. Tocotronic «Kapitulation» - Irgendwie gelingt es Tocotronic, ihrem Stil treu zu bleiben und trotzdem nicht immer gleich oder langweilig zu klingen. Auch auf ihrem mittlerweile 8. Studioalbum werden wir mit feinen Songs verwöhnt. Live ist die Band sowieso grandios!

20. Amy MacDonald «This is the life» - Als ich «Poison prince» zum ersten Mal hörte, war mir klar, dass hier jemand mit großem Talent neu auf der Musikbühne erschienen war. Die schottische Singer-/Songwriterin legt ein beachtliches Debütalbum vor. Mainstream, klar - aber gut!

21. Cats on Fire «The province complains» - Flotter Gitarrenpop im Stile der Smiths, direkt aus Finnland - schön, dass es sowas noch gibt! Inzwischen sind «The smell of an artist» oder «Higher grounds» ja sogar schon richtige Tanzflächenfüller in deutschen Indiediscos geworden.
Weitere hoch memorabile Mentionierungen, also Alben, die ich auch in meine Top 20 hätte platzieren können, wenn nicht gar müssen:
Husky Rescue «Ghost is not real»
Bloc Party «A weekend in the city»
Trembling Blue Stars «The last holy winter»
Anajo «Hallo, wer kennt hier eigentlich wen?»
Future Conditional «We don't just disappear»
The Exploding Boy «The Exploding Boy»
Emmon «The art & the evil»
Blonde Redhead «23»
Hearts of Black Science «The ghost you left behind»
Drakes Hotel «Drakes Hotel»
Airiel «The battle of sealand»
Tearwave «Tearwave»
Maps «We can create»
Marsheaux «Peek a boo»
Minipop «Minipop»
Dragons «Here are the roses»
Division Kent «Gravity»
A Lazarus Soul «Graveyard of burnt out cars»
Candie Payne «I wish I could have loved you more»

0 Kommentare:


Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst Du Dich mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten, wie IP-Adresse, E-Mail oder Namen durch diese Website einverstanden. Die Datenschutzerklärung wurde von Dir zur Kenntnis genommen.