Japanische Idols der anderen Art: 棘-おどろ- (Odoro), Maison Book Girl



So, da melde ich mich dann nun auch endlich mal wieder. Noch bin ich nicht voll wiederhergestellt (danke für Eure netten Genesungswünsche!), aber zumindest motiviert, wieder etwas zu posten. In den letzten Wochen ist ja so einiges an Neuigkeiten erschienen, von denen ich vieles aber sicher gar nicht mitbekommen habe. Mir fehlt auch noch die Muße, viele komplette Alben zu hören, habe aber die neuen Scheiben alter Helden wie Ride, Pet Shop Boys und James gehört (alle drei für mich nicht weiter erwähnenswert, wobei Ride zwei, drei Hits hatten).

Weiterhin erfreue ich mich primär an japanischer Musik, weshalb ich heute auch als Wiedereinstieg gleich ein Double-Feature bringe, und zwar aus dem Idol-Bereich. Wie ich sicherlich schon mal schrieb ist dies ja eine Industrie, die man hierzulande v.a. vom K-Pop kennt, die aber ihren Ursprung in Japan hat. Normale Mainstream-Idolpop-Musik finde ich überwiegend unhörbar kitschig und doof (mal abgesehen von den Ausbeutungsmechanismen, die da herrschen), aber es gibt eben auch einen sog. Alt(ernative)-/Underground-Idolbereich, in dem die Songwriter sich z.T. kreativ austoben und so durchaus manche coole Musik entsteht. Zwei Beispiele bringe ich heute.

棘-おどろ- "Bang!Bang!" - Otera ist eine Idol-Gruppe, die es seit einigen Jahren in wechselnder Besetzung gibt und die sich stilistisch eher dem Rock zugewandt hat. Die neue Single finde ich großartig, das ist bester Garagenrock mit hohem Spaßfaktor, der mich an Le Tigre erinnert. Das Video ist auch herrlich beknackt. :-) Wenn man nur den Song hören würde, käme man vermutlich nicht auf die Idee, dass es sich um Idols handelt...



Maison Book Girl "闇色の朝" - das gilt in noch viel stärkerem für diese Gruppe, die man am ehesten dem Bereich ArtPop zuordnen kann. Die Musik ist ziemlich sonderbar, mit starker Piano-Note und überraschenden Tempowechseln. Der dazugehörige Clip ist grandios, inklusive eines originellen Breaks (nein,  keine Angst, Euer Internet ist nicht kaputt ;-). Leider existiert die Band nicht mehr, hat aber einige EPs/Alben hinterlassen.

Sendepause

Ihr habt Euch vielleicht schon gewundert, was mit meinem Blog los ist - ich habe ihn nicht eingestellt, keine Angst, aber aus gesundheitlichen Gründen konnte ich die letzte Zeit nichts posten. Ich bin nach wie vor nicht wiederhergestellt, werde aber schauen, demnächst mal wieder was Neues zu veröffentlichen. So richtig viel habe ich seit März auch nicht mitbekommen, muss ich dazu sagen. Bis bald!

Hatifnats, Gambit


Hatifnats «Hatifnats EP» – ich weiß nicht, ob sich noch jemand an die polnische Shoegazeband Hatifnats erinnert, die ich vor zig Jahren hier im Blog des öfteren empfahl. Ihr Konzert in der Hamburger Astra Stube war auch legendär. Nun sind sie für mich ganz überraschend wieder da, mit einer neuen EP, auf der sie soundmäßig an frühere Klänge anschließen.



Gambit «long sleep» – eine japanische Band darf heute natürlich auch nicht fehlen – Gambit sind ein äußerst vielversprechendes junges Trio, das inzwischen zum Duo geschrumpft ist. Ihren Sound kann man im weitesten Sinne als Indierock bezeichnen, der sich vor allem durch tolle Melodien und schönen Gesang auszeichnet. Die neue Single ist top, schon mal ein Highlight 2024 für mich.

The Third Sound, re:lapse



The Third Sound «Another Time, Another Place» – das Quartett aus Berlin wurde mir unlängst per Promo-Mail nahegebracht (ja, auch angesichts der allwissenden Algorithmen ist diese klassische Form der Musikverbreitung durchaus noch hilfreich) – es spielt 80er orientieren Wave-Pop mit angedunkelter Atmosphäre und ohrschmeichelnden Melodien. Die neue Single stammt vom im April auf Fuzz Club erscheinenden neuen Album «Most Perfect Solitude».



re:lapse «angelo» – Shoegaze möchte ich im Blog nicht vernachlässigen, und wenn ich ihn mit meiner neuen Passion Japan verbinden kann, umso besser. :-) Das re:lapse Quartett ist seit einigen Jahren aktiv und hat Mitglieder u.a. aus For Tracy Hyde, einer ziemlich bekannten Dreampop-Band. Sehr schön waberiger Sound.

リュベンス (Rubens), Allie X


リュベンス (Rubens) «浮沈の朝 (Morning of Ups and Downs)» – die japanische Indieszene ist wirklich extrem interessant und vielseitig, und dass man im Westen davon so wenig mitbekommt betrübt mich immer wieder aufs Neue. Dem Missstand will ich heute wieder etwas abhelfen, indem ich Euch eine tolle junge Band aus Tokyo vorstelle, deren Sound nicht in die gängigen hiesigen Schubladen passt (was auf viele Musik aus Japan zutrifft, was es für mich so spannend macht) – auf der einen Seite bedienen sie sich des Dreampop-Soundgewands, andererseits sind aber auch jazzige und MathRock-Einflüsse zu hören. Die aktuelle Single ist ein wunderbares Beispiel dafür.



Allie X «Weird World» – die kanadische Sängerin hat sich ja in den letzten Jahren einen Namen gemacht mit ihrem sehr 80er lastigen GothPop, dem sie auch auf ihrem neuen Album «Girl With No Face» wieder ausgiebig frönt. Sehr schmissige Single!

Isobel Campbell, Nightbus


Isobel Campbell «4316» – das ist ja mal eine schöne Überraschung: es gibt eine neue Solo-Single der schottischen Sängerin (bekannt u.a. von Belle & Sebastian und ihrer Zusammenarbeit mit Mark Lanegan), und diesmal hat sie tief ins Dreampop-Glas geschaut. Gefällt mir sehr gut, dieser Sound, logischerweise, zumal Isobel das Ganze mit einer feinen Melodie und ihrer unverkennbaren Stimme veredelt. Das neue Album «Bow to Love» erscheint im Mai.



Nightbus «Mirrors» – das britische Trio, das ich erst jüngst kennenlernte, verneigt sich in ihrer aktuellen Single vor den 80ern und bietet angenehm düsteren Post-Punk-Klang.

Swinging Popsicle, Vampire Weekend


Swinging Popsicle «Fennec!» – ich glaube, es ist lange her, dass ich mal ein so altes Album hier vorgestellt habe – es stammt aus dem Jahre 2000, ist mir aber eben erst begegnet. Das Trio Swinging Popsicle aus Japan startete in den 90er Jahren mit ihren zuweilen an die frühen Cardigans und ähnlich beschwingte, luftige Indiemusik erinnernden Sounds und schaffte es damit, sich auch außerhalb von Japan Fans zu erspielen. Ihr Album «Fennec!», dessen Cover ich übrigens total super finde, ist ein schöner Beleg für ihre Fähigkeit, schöne Melodien mit manchmal durchaus auch zupackenden, meist aber chilligen Gitarren zu verweben.



Vampire Weekend «Gen-X Cops» – diese allseits bekannte Band aus den USA hatte ich noch nie im Blog, wenn ich mich nicht täusche. Ich habe ihr Schaffen zugegebenermaßen gar nicht so intensiv verfolgt, bin aber von der neuen Single und ihrem 80er Sound sehr angetan, zumal es auch einige Brüche darin gibt, was es interessant für mich macht.

UNIDOTS, Circe



UNIDOTS «夢見るAM (Yumemiru AM)» – dafür, dass ich in den letzten Monaten zu einem Großteil japanische Musik höre stelle ich immer noch relativ wenige Künstlerinnen und Künstler aus Japan im Blog vor. Aber heute will ich das mal wieder tun – UNIDOTS sind ein Duo, das seit einigen Jahren aktiv ist und eine Art Indiepop spielen, mit durchaus elektronischer Note. Die neue Single (bedeutet übersetzt in etwa „Dreaming AM“) ist da keine Ausnahme und gefällt mir sehr gut. Sie stammt von der aktuellen EP «Ito to toi».



Circe «Riot of Sunlight» – ich habe gar nicht gezählt, wie oft ich die britische Sängerin Circe mittlerweile bei Coast Is Clear hatte, aber da sie regelmäßig coole neue Songs veröffentlicht kann ich nichts dagegen tun. :-)