Der große Coast Is Clear Jahresrückblick 2015 – Teil 3: Lieblingsalben

Mittwoch, Dezember 30, 2015 Parklife 0 Kommentare

Kommen wir nun zum Abschluss der Blog-Revue-Trilogie zur Königsdisziplin eines jeden Jahresrückblicks – den besten Alben 2015. Wie schon in den letzten Jahren gibt es, mit ein paar Ausnahmen, eine bemerkenswerte (wenngleich diesmal nicht ganz so krasse) Divergenz von meistgehörten und favorisierten Songs und den Lieblingsalben. Man könnte den Eindruck bekommen, dass das Album als Kunstform tatsächlich ein wenig am Absterben ist, und MP3s, Streaming & Co. dazu geführt haben, dass man selektiver hört und sich die Perlen aus dem Angebot herauspickt, statt sich ganze Alben zu „erarbeiten“. Auf jeden Fall ist die Anzahl an wirklich grandiosen Alben 2015 eher noch geringer ausgefallen als im schon erschreckend schwachen Musikjahr 2014. Zum Glück retteten meine vier aktuellen Lieblingskünstler (LDR, M&tD, Toco, CHVRCHES), die allesamt was Neues am Start hatten, die Show.

Die Enttäuschungen des Jahres waren für mich übrigens Beach House mit «Depression Cherry» (glücklicherweise wurde dann ja noch ein merklich besseres 2. Album nachgeschoben), Ash (nerviges Krawallalbum) und Klee (extrem peinliches Ranwanzen an den Nouvelle Vague-Stil; dabei waren Klee mal unheimlich gut).

Weit über 200 Alben habe ich 2015 mein Ohr geliehen – vieles davon war unglaublich öde, aber diese Alben hier stachen für mich besonders positiv hervor und werden somit zu den offiziellen Coast Is Clear-Alben des Jahres 2015 gekürt:

1. Lana Del Rey «Honeymoon» – Im Grunde war doch keine andere Nr. 1 von mir zu erwarten :-). Dem Album habe ich sogar ausnahmsweise eine ausführliche Besprechung im Blog gewidmet (hier), und auch 3 Monate später erweist sich Lanas 5. Streich als grandioses und vielschichtiges Album, das ich zwar nicht dauernd hören kann, da die Musik sehr langsam ist, aber das die Wahl-Kalifornierin doch in Höchstform zeigt. Die Abkehr von ansatzweise radiokompatiblen Klängen, die sie spätestens nach «Ride» vollzogen hat, bekommt ihr gut, und wie immer brodelt es bei ihrer Musik unter der Oberfläche und hat etwas latent Bedrohliches, und für mich dennoch auch immer zutiefst Tröstliches. Ihre Mischung aus Hollywood-Star der 50er und Todesengel-Figur aus einem Lynch-Film bleibt ausgesprochen spannend. Favoriten: «Music to watch boys to», «Freak», «24», «Religion» und «Swan song».

2. Tocotronic «Tocotronic (Das rote Album)» – Bis September war dies meine Nr. 1. Tocotronic auf Wave- und Pop-Pfaden, das dürfte nicht jedem eingefleischten Fan schmecken, mir aber schon, und textlich wandelt die Band einmal mehr auf dem schmalen Grad zwischen spaßiger Banalität und Intellekt. Auf jeden Fall habe ich nur Lana öfter gehört, von daher ganz klar Platz 2 im Jahresranking. Favoriten: «Ich öffne mich», «Prolog».

3. Thayer Sarrano «Shaky» – die Sängerin aus Georgia kommt mir ihrem neuen Album den Mazzy Star- und Cat Power-Klängen wieder sehr nahe. Eine zerbrechliche, verlorene Düsternis liegt über ihrer Musik, und ich ärgere mich umso mehr, dass ich Anfang des Jahres nicht in Hamburg auf ihrem Konzert war. Favoriten: «Aim», «Thieves».

4. Marina and the Diamonds «Froot» – ehrlich gesagt hätte ich nicht gedacht, dass Marinas Album am Ende des Jahres auf Platz 4 landen würde. Ja, BEVOR ich das Album das erste Mal hörte schon, aber danach war ich doch erstmal nicht ganz so euphorisiert, denn Marinas Drittling schwächelt phasenweise ziemlich. Auf großartige Knallersongs folgen total langweilige. Aber im Endeffekt reicht es 2015 dann doch für einen der begehrten Spitzenplätze – außerdem will ich damit ein wenig mein unentschuldbares Versäumnis wieder gut machen, dass ich ihr Debütalbum anno 2010 nicht zu würdigen wusste (hätte es rückblickend in dem Jahr auf #1 oder #2 setzen müssen!). Favoriten: «Froot», «Savages».

5. Baden Baden «Mille Eclairs» – die französische Musikszene ist lebendig wie selten, wie man an den ganzen Bands aus Frankreich in meinen Charts erkennen kann. Das Baden Baden-Album war bis zum Erscheinen von Tocos Werk meine klare Nr. 1, und ihr sanft dahingleitender, wie gewohnt stets melancholischer Sound, hätte es verdient, weit mehr Beachtung in der Musikwelt zu finden. Favoriten: «L'élégance avec», «À tes côtés».

6. Laura Carbone «Sirens» – eine DER Neuentdeckungen des Jahres für mich. Die Sängerin stammt aus Mannheim, was man beim Hören ihrer Musik kaum für möglich halten würde, und ist eine Hälfte der Electroclashband Deine Jugend. Eine gesunde Mischung aus 80er Wave-Sounds und bei «Heavy heavy» auch eine Prise Lana-ness sorgen bei mir für den Daumen nach oben. Favoriten: «Heavy heavy», «Swans».

7. Garçons Coiffeurs «The early years» – das Synthie-Nebenprojekt des Contre Jour-Keyboarders ist 80er Coldwave-Nostalgie pur, und das in ziemlicher Perfektion. Das Rad wird hier nicht neu erfunden, aber das muss ja auch nicht – Hauptsache, es macht Spaß. Favoriten «Garçon coiffeur», «Spectateur».

8. Paper «We design the future» – Die schwedische Krautpunk-Band haut mit ihrem 3. Album eine echte Packung raus – kurze knackige Punksongs, und dann fast 17minütige, schier endlos ausufernde Krautrock-Monster machen den Charme des Werkes aus. Favoriten «The Magnificent Descent of a Lowland Arpeggiator», «Rushmore».

9. Josefin Öhrn + The Liberation «Horse Dance» – und gleich noch ein Album aus Schweden hinterher, und auch hier wird dem Krautrock und der Psychedelik gehuldigt, allerdings in weniger knarziger Form als bei Paper.

10. Static Daydream «Static Daydream» – und endlich ein Shoegazealbum in meiner Liste, darauf habt Ihr doch alle schon sehnsüchtig gewartet. :-) Static Daydream hießen früher Skywave und haben auch da schon bratige, aber stets melodische Gitarrenwandsongs geschrieben. Auf ihrem Debütalbum unter neuen Namen folgt auch wieder Hit auf Hit, auch wenn Abwechslunsgreichtum nun offensichtlich nicht das Hauptanliegen der Jungs ist.

11. Blur «The Magic Whip» – wenn alte Helden nach langer Pause ein neues Album machen, geht das oft in die Hose. Blur hingegen haben auf ihrem spontan in einer dreitägigen Tourpause in Hong Kong eingespielten Werk einige ihrer besten Songs der Karriere im Gepäck, allen voran «There are too many of us».

12. Cœur de Pirate «Roses» – die kanadische Sängerin kehrt nach ihrem rein instrumentalen Soundtrackalbum zum Pop mit Gesang zurück, und dies in großartiger Weise. Mal werden die Texte auf Französisch, mal auf Englisch dargeboten, und musikalisch klingt das alles modern, ohne trendanbiedernd zu sein.

13. James Atkin «A country mile» – wem der Name jetzt grad nichts sagt: James Atkin war Sänger der britischen 90er Jahre-Band EMF («Unbelievable») und hat nun ein Soloalbum veröffentlicht, das überraschend gut und abwechslungsreich ist.

14. Jennie Vee «Spying» – noch eine Sängerin aus Kanada, diesmal mit Wohnsitz in New York. Auf ihrem Debütalbum bringt sie all ihre Stärken, die man schon von ihren bisherigen Songs kennt, ein: poppige Melodien und schnelle knackige Gitarren mit Blondie-Flair.

15. Westkust «Last forever»  – das Nebenprojekt von Makthaverskan zeigt die Schweden von der sympathisch schrammelpoppigen Seite.

16. Death Cab for Cutie – Kintsugi
17. Kate Pierson – Guitars and Microphones
18. Saycet – Mirage
19. Last Leaf Down – Fake Lights
20. CHVRCHES – Every open eye

21. I’m From Barcelona – Growing up is for trees
22. Venera 4 – Eidolôn
23. Rigna Folk – Nova Void
24. Valet – Nature
25. CURL – Exit real life
26. Vaadat Charigim – Sinking as a stone
27. Kid Wave – Wonderlust
28. Etiquette – Reminisce
29. The Chills – Silver bullets
30. Low – Ones & Sixes

31. Cold Showers – Matter of Choice
32. Pure Phase Ensemble (4) – Live at SpaceFest!
33. It's a Synth – Curiosity
34. Keep Shelly in Athens – Now I’m ready
35. Cemeteries – Barrow
36. Princess Chelsea – The Great Cybernetic Depression
37. Ash Code – Oblivion
38. Chorusgirl – Chorusgirl
39. Binoculers – Adapted to Both Shade and Sun
40. Future – Horizons

41. BirdPen – In the Company of Imaginary Friends
42. The Mynabirds – Lovers know
43. Gemma Hayes – Bones + Longing
44. Adna – Run, Lucifer
45. Grimes – Art Angels
46. New Order – Music Complete
47. The Decemberists – What a Terrible World, What a Beautiful World
48. Noel Gallagher’s High Flying Birds – Chasing Yesterday
49. Minuit Machine – Violent Rains
50. Rémi Parson – Précipitations
51. The Fireworks – Switch me on
52. Belle and Sebastian – Girls in Peacetime Want to Dance
53. Death and Vanilla – To Where The Wild Things Are
54. SoKo – My dreams dictate my reality
55. Bang Gang – The Wolves are Whispering
56. Ashbury Heights – The Looking Glass Society
56. FFS – FFS

Wer noch nicht genug Listen gesehen hat - hier gibt es das Album-Best of vom withoutmyecho-Blog.

Dies sind die besten Alben des Don't be real, be postmodern-Blogs.


Der Blogkollege von Nicorola hat diese 10 Lieblingsalben, und dies waren seine 100 Top-Songs 2015.

Und auch lie in the sound haben gestern ihre liebsten Alben 2015 veröffentlich.

Guteshoerenistwichtig hat diese Top 100 aufgestellt (in der sich einige Überschneidungen mit meiner Liste finden). 

>> Hier geht es noch mal zu meinen Songs des Jahres 2015.

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