Meine Jahrescharts / Der musikalische Jahresrückblick 2005 Teil 1

Sonntag, Dezember 25, 2005 Parklife 3 Kommentare

Nun ist 2005 also auch fast vorbei, und somit wird es Zeit, der (bei Musik-Nerds) guten Tradition & Sitte der persönlichen Jahrescharts (sog. "Jahrespoll") auch in meinem Blog zu huldigen. Generell muss ich sagen, dass 2005 wirklich super war und eine Unmenge an guten Alben und auch manch vielversprechenden Newcomer hervorbrachte, und somit für das deutlich dürftigere 2004 generös entschädigte.

Aber in die Mitte der Dinge - hier also meine persönlichen Favoriten 2005 bei den Alben:
1. Kent "Du & Jag Döden"
2. Indochine "Alice & June"
3. Spleen United "Godspeed into the mainstream"
4. Malory "The third face"
5. Kashmir "No Balance Palace"
6. Language of Flowers "Songs about you"
7. Nephew "USA DSB"
8. The Raveonettes "Pretty in black"
9. Vive La Fête "Grand Prix"
10. Hard-Fi "Stars of CCTV"
11. Moi Caprice "You can't say no forever"
12. Ladytron "Witching hour"
13. Qntal "Ozymandias"
14. Coldplay "X+Y"
15. The Arrogants "You've Always Known When Best To Say Goodbye"
16. Tiger Lou "The Loyal"
17. Thermostatic "Joy Toy"
18. Editors "The Dark Room"
18b. Death Cab for Cutie "Plans"
19. Garbage "Bleed like me"
20. Epo-555 "Dexter Fox"
21. Depeche Mode "Playing the angel"
22. Tocotronic "Pure Vernunft Darf Niemals Siegen"
23. The Legends "Public radio"
24. Longwave "There's a fire"
25. I Am Kloot "Gods & Monsters"
26. The Departure "Dirty words"
27. The High Dials "War of the wakening phantoms"
28. Ivy "In the clear"
29. New Order "Waiting for the sirens call"
30. Paris "Secrets on tape"
31. Sambassadeur "Sambassadeur"
32. Mew "And the glass handed kites"
33. She Wants Revenge
34. File Not Found "Division by zero"
35. Baumer "Come on, feel it"
36. The Consultants "Work from Home"
37. Sing Sing "Sing Sing and I"
38. Autumn's Grey Solace "Riverine"
39. Melody Club "Face the music"
40. Röyksopp "The understanding"

Weitere (zumindest teilweise) hörenswerte Alben 2005:
• Wir Sind Helden "Von hier an blind"
• Kaiser Chiefs "Employment"
• Stars "Set yourself on fire"
• Goldfrapp "Supernature"
• Arcade Fire "Funeral"
• Music and Movement "This is Music and Movement"
• Utah-EP (zählt als 6-Track-EP nicht richtig zu den Alben)

Einige weitere CDs wären auch mögliche Anwärter gewesen, nur leider kenne ich von denen bisher noch nicht genug Lieder, um sie kompetent beurteilen zu können; hier sind vor allem die Acid House Kings mit "Sing along with..." und das neue Album von Echo & the Bunnymen "Siberia" zu nennen.

Und viele viele weitere kenne ich noch gar nicht oder habe ich jetzt schlichtweg vergessen, und müsste sie dereinst nachträglich noch in die Liste einbauen...

Die jahrzehntelange Vormachtstellung britischer Musik in meiner Gunst hat spätestens in diesem Jahr ein jähes (zwischenzeitliches?) Ende gefunden - da die englische Hype-Industrie aber überwiegend drögen, unmelodischen Retro-Schrammel-Dillettantismus in den Äther schiss, habe ich mich halt anderen, interessanteren Gefilden zugwandt. :-) Und vielleicht kommen die Insulaner ja 2006 wieder zur Vernunft.

Hier noch ein paar kurze Anmerkungen zu den Top 10:
1. Kent - ein überragendes Meisterwerk, dunkel, melancholisch, treibend, hochmelodisch, einfach ein Meilenstein. Nach 10 Jahren Bandgeschichte den Höhepunkt der Karriere vorzulegen, gelingt kaum einer anderen Band sonst. Das Album steht auch in meinen Top 5 ever...
2. Indochine - wie schon am Freitag geschrieben wieder großartige angedüsterte Indie-Rock-Musik aus Frankreich, und das gleich auf 2 CDs. Indochine werden also auch im "Alter" nicht etwa leiser oder langweiliger.
3. Spleen United - dänischer Synthie-/Electro-Pop mit deutlichen Kraftwerkanklängen, aber teilweise etwas härter und bedrohlicher. Live waren Spleen auch sehr überzeugend und hypnotisch. Der Newcomer des Jahres!
4. Malory - Deutschlands Shoegazer-Band Nr. 1 mit ihrem dritten Streich. Nach dem vorwiegend elektronischen Vorgänger wird hier sehr schön gemischt - klassischer Slowdive-Gitarrenwand-Sound trifft auf relaxte Elektronik à la Ulrich Schnauss. Durchgängig gut!
5. Kashmir - Kashmir als die dänischen Coldplay zu bezeichnen, täte Kashmir Unrecht, denn auf ihrem aktuellen Album haben sich die Dänen beachtlich weiterentwickelt und bieten großartige Gitarrenhymnen en masse.
6. Language of Flowers - ah, endlich die ersten Briten, und auch endlich reiner Indie-Pop. Das LoF-Album vereint alle guten Seiten von vielen früheren Twee-Bands wie Heavenly oder Talulah Gosh, aber auch Lush oder Primitives. Erstaunlich abwechslungsgreich und komplett gelungen!
7. Nephew - noch ne dänische Band. Nicht innovativ oder anspruchsvoll, aber sehr unterhaltsam, mit knarzigen Gitarren, 80er-Synthies und englisch-dänischen Texten gehört Nephews Musik zu der von mir 2005 am häufigsten gehörten - deshalb Platz 7 (sorry, Morten ;-)! Übrigens für mich auch das Konzert des Jahres.
8. The Raveonettes - hm, die Dänen räumen dieses Jahr aber ab... :-) Das neue Album der Raveonettes ist deutlich weniger schrammelig als frühere Werke, es wird den 50ern und 60ern gehuldigt, aber dennoch klingt die CD frisch und macht Laune! "Sleepwalking" ist eh einer meiner Top-Songs des Jahres.
9. Vive La Fête - das elektronische Pop-mit-Frauengesang-Nebenprojekt des belgischen dEUS-Bassisten zitiert auch auf seinem dritten Longplayer, wo es nur geht und passt: "Blue monday", "Dreiklangsdimensionen"... alles wird zu einem sehr unterhaltsamen, teils schrägen Elektro-Clash-Cocktail zuammengemixt.
10. Hard-Fi - zuerst war ich ja skeptisch... wieder so 'nen Hype aus England..., "Hard to beat" fand ich nicht schlecht, aber auch nicht soooo dolle (mittlerweile schon), doch die CD hat mich dann sehr positiv überrascht! Mehr als nur einmal blitzt auch Blur aus den Tracks, vor allem bei «Tied up too tight», meinem Lieblingssong.

Enttäuschungen des Jahres:
• Mylène Farmer «Avant que l'ombre» - seit langem bin ich großer Mylène-Fan, da sie es wie keine andere versteht, anspruchsvolle, lyrische Texte, poppige, aber stimmungsvolle, dunkel-melancholische Musik mit kreativen Videos und einem stimmigen Gesamtkonzept zu verbinden. Besser gesagt: sie VERSTAND es. Denn ihr 2005er-Album ist - für den hohen Anspruch, den sie auch selbst an sich stellt - eine Katastrophe... klangtechnisch ganz lau und lasch und lieblos, die Melodien teils auch flach und öde. Da geht wohl eine Ära zu Ende.
• Mew «And the glass handed kites» - okay, das Album ist nicht schlecht. Aber nachdem ich die fantastischen Singles «Special», «Apocalypso» und «The zookeepers's boy» gehört hatte, waren meine Erwartungen sehr sehr hoch, zumal der Vorgänger "Frengers" ebenfalls grandios ist. Doch leider ist nur die erste Hälfte der CD was für mich - anschließend verliert sich Mew in recht nichtssagenden Klangspielereien und labbrigen Sounds, die mich leider nicht berühren. Schade! Ich will das Album wirklich gut finden, aber es geht immer noch nicht... Im zweiten Teil meiner Jahrescharts (bei den Songs) räumen Mew dafür ordentlich ab... Den Preis fürs hässlichste Cover gebe ich ihnen aber schon jetzt. ;-)

Überraschungen des Jahres (positiv):
• Bloc Party - bis vor wenigen Monaten gingen mir B.P. (und vor allem der quängelige Gesang) tierisch auf den Keks... dann kam "Two more years"! Einer der Über-Hits des Jahres! Na bitte, es geht doch auch ohne Kreischen und mit Melodie, wie man hört. :-)
• Depeche Mode - nach der schluffigen Nullnummer mit "Exciter" hatte ich eine meiner ewigen Lieblingsbands eigentlich schon abgeschrieben, doch die neue CD hat wieder etwas von ihrer früheren Dunkelheit und auch wieder etwas mehr Härte. Super!
• Simple Minds - diese Band fand ich immer doof und scheiße, aber mit "Home" ist ihnen ein richtig guter Wave-Hit gelungen!
• Madonna - "Hung up" ist Madonnas erstes gutes Lied seit vielen Jahren (seit "Frozen") - macht Laune!